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Auf Allgäus schwersten Gipfel: Siplinger Nadel

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Endlich mal wieder eine Aktion ganz nach meinem Geschmack: Kondition fordern, etwas Neues sehen und viel Futter für die Kamera: Top-Voraussetzungen für einen gelungenen Tag. Der Plan war nichts Geringeres, als einen der schwersten Gipfel des Allgäus zu besteigen.

Die Siplinger NadelWelcher es nun ist, der schwerste Gipfel des Allgäus, ist schwer zu sagen. Fest steht, dass es sich dabei um Felstürme handelt, wo selbst der Normalweg, also der leichteste Weg zum Gipfel, bereits Kletterausrüstung erfordert. Paradegipfel dieser Kategorie sind zum Beispiel die Trettach (3) oder etwas weniger bekannt der Kloppenkarturm (5). Jener, den wir uns gestern ausgesucht haben, war die Siplinger Nadel – eine Konglomerat-Nadel mit nur einer Seillänge, deren leichteste Aufstieg eigentlich eine 5 ist. In Anbetracht des brüchigen Steins, der alten Schlaghaken (in Komglomerat!) und der Tatsache, dass wir auch mit genauem Hinsehen nur maximal zwei dieser Haken gesehen haben, würde ich einmal behaupten, dass hier der Normalweg eher die etwas daneben liegende 6+ ist. Diese Route verläuft im linken Wandteil zwar durch extrem brüchiges Gestein, wartet dafür aber mit verhältnismäßig geringen Hakenabständen und vertrauenserweckend(er)en Haken auf.

Alpincharakter: Am Vortag zum Einstieg

Klettern Siplinger Nadel01Zwar handelt es sich bei dieser Tour keinesfalls um eine alpine Angelegenheit, die es erfordern würde, am Tag zuvor bereits am Zustieg zu sein, aber um vielleicht ein paar schöne Fotos im Sonnenaufgang zu erwischen, fuhren wir am Vorabend bereits nach Balderschwang und übernachteten dort in unserem Bus. Die Nacht war angenehm, das Rauschen des Baches direkt neben uns hatte endlich mal wieder etwas von „Lagerfeuerromantik“. Um 5 Uhr am nächsten Morgen klingelte der Wecker. Ein kurzes Frühstück (wir mussten nur eine Milch von zu Hause  mitnehmen – alles andere ist im Bus gelagert – ein großartiges Gefühl ;-) ), die Bikes aus dem Auto holen, ein letzter Blick auf die Karte und los ging‘s.

Mit dem Bike los…

Kurzer Regenschauer bei der AnfahrtDie ersten 300 Höhenmeter wollten wir mit den Bikes zurücklegen – „das dauert nicht lang“, dachten wir. Mit schweren Rucksäcken, wo nicht nur das übliche Geraffel wie Wasser, schwere Kamera und Brotzeit, sondern auch Seil und Sicherungsmittel drin waren und den schweren Stiefeln an den Füßen dauerte es dann aber doch etwas. Ein kurzer aber starker Regenschauer zwang uns zudem zu einer kurzen Rast.

…zu Fuß zum Einstieg…

Und später zu Fuß durch den SchneeAuf Höhe der Oberen Socheralpe tauschten wir Räder gegen Füße und wanderten weiter in Richtung Obere Wilhelminealpe, wo bereits eine durchgehende Schneedecke wartete. Der Weg zum Gipfel führt im Sommer normalerweise recht steil durch schmale Rinnen, die jedoch noch mit dicken Schneefeldern gefüllt waren. Nach etwas gruseligem Schneegeklettere erreichten wir den Siplinger Kopf und genossen ausgiebig unsere Bio-Mahlzeit. Die günstige Miete auf dem Land macht’s möglich. Da mit dem „Gipfelsieg“ für uns die Tour jedoch noch lange nicht rum war, wanderten wir gemütlich über Schneefelder auf der anderen Seite des Gipfel hinunter zur Siplinger Nadel. Nach gut 200 Höhenmetern kam sie ins Blickfeld: Eine aufragende Felsnadel mit kleinem Gipfelkreuz, eine schöne Erscheinung.

… mit allen Vieren auf den Gipfel …

Klettern an der Siplinger NadelSchon beim Näherkommen sah der ganze Turm etwas brüchig aus. Konglomerat ist ja von Haus aus nicht das festeste Gestein und jetzt, kurz nach dem Winter, war es schon von vorne rein klar, dass es eine brüchige Angelegenheit werden würde, immerhin bauten wir im Konglomerat-Bouldergebiet „Rottach“ vor wenigen Wochen teilweise ganze Boulder auseinander.
Die Normalroute, die im Führer mit Schwierigkeitsgrad 5 bewertet ist, konnten wir im ersten Moment nicht entdecken. Nur die „Diretissima“, die von einem Freund vor einigen Jahren eingebohrt wurde (ca. 7-, nicht im Führer) und die 6+ etwas weiter links war sichtbar.

Erst beim Begehen der 7- entdeckten wir einen alten Schlaghaken, der scheinbar zur Normalroute gehören musste. Jetzt wo wir wussten, wonach wir suchen mussten, entdeckten wir noch einen weiteren Haken – ob die restlichen auch noch irgendwo sind, kann ich nicht sagen.

Die Kletterei an der Siplinger Nadel war jedenfalls fürchterlich brüchig – egal wohin man langte, wackelten oder lösten sich Steine. Der erste Haken, der erst in ca. sechs Meter Höhe steckt, erfordert da schon ein starkes Nervenkostüm.
[vimeo http://www.vimeo.com/65317458 w=400&h=225]

… und alles wieder zurück

Starkes Team„Haben wir das halt auch mal gesehen“, war das Fazit beim Zusammenpacken. Irgendwie eine kuriose Unternehmung, aber so legendär, dass man sie ein zweites Mal erleben müsste, war sie nun auch wieder nicht. Wir stiegen die Schneefelder wieder auf und bogen oben am Siplinger Kopf in die einzige Richtung, die wir noch nicht begangen hatten: Den Weg nach Westen. Den alten Skispuren folgend, rutschten wir auf fast durchgehenden Schneefeldern gemütlich zurück zu den Rädern und rollten von hier bis zum Bus.

 Drei Sportarten in einer Tour

Verdient!Insgesamt war es ein richtig schöner Tag, der einige Sportarten vereinte. Die Sonne schaffte es zwar nie so richtig durch die Dunstdecke, aber angenehm warm war es dennoch. Und so konnte ich bereits einen weiteren Punkt von meiner „Outdoor-Wunschliste“ abhaken. Das abendliche, phänomenale Burger-Grillen war der perfekte Abschluss für solch einen ersten Mai.

Ein paar Eindrücke zur aktuellen Schneelage im Allgäu:

  • Aktuelle Bedingungen an der NagelfluhketteDie Nagelfluhkette (Mittag bis Buralpkopf) sieht südseitig schon gut begehbar aus.
  • Das Autal scheint bis zur Aualpe gemäß eines anderen Skitourengehers gut mit dem Fahrrad befahrbar zu sein, aber komplett schneefrei ist die Straße bis zur Scheiwangalpe/Geichenwangalpe noch nicht, zumindest laut Gästeinfo Gunzesried/Immenstadt.
  • Der Besler ist nordseitig noch durchgehend mit Schnee bedeckt, ebenso wie das Riedberger Horn (nicht nur nordseitig) und das Höllritzereck.
  • Der Grünten dagegen sieht quasi schneefrei aus.
Sternenzelt über uns Klettern Siplinger Nadel01 So früh am Morgen kein wirklicher Genuss Klettern Siplinger Nadel04 Klettern Siplinger Nadel05 Kurzer Regenschauer bei der Anfahrt Klettern Siplinger Nadel07 Und später zu Fuß durch den Schnee Klettern Siplinger Nadel09 Klettern Siplinger Nadel10 Klettern Siplinger Nadel11 Klettern Siplinger Nadel12 Aktuelle Bedingungen an der Nagelfluhkette Der Restschnee am Siplinger Kopf macht's etwas schwer. Am Gipfel, Siplinger Kopf Da ist sie! Eine Seillänge extrem bröselige KlettereI: Siplinger Nadel Klettern Siplinger Nadel18 Klettern an der Siplinger Nadel Klettern Siplinger Nadel20 Klettern Siplinger Nadel21 Gemütliches Absurfen auf dem Altschnee Geschafft! Klettern Siplinger Nadel24 Klettern Siplinger Nadel25 Verdient! Klettern Siplinger Nadel27

 

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Burgberger Hörnle – Südgrat

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Es gibt so ein paar Gipfel, die man als bergsteigender Wahlallgäuer bestiegen haben muss. Zu den leichten unter ihnen gehört der Südgrat vom Burgberger Hörnle – eine Kletterei bis in den 4. Schwierigkeitsgrad, die von vielen ohne Seil gemacht wird. “Südgrat Burgberger Hörnle seilfrei” stand auf meiner Wunschliste für 2013, direkt unter “schwerster Gipfel im Allgäu (1): Siplinger Nadel“, an dem ja bereits ein Häkchen prangt. Gestern war es dann so weit: Sonne! Nichts wie hoch!

Erster Versuch: fehlgeschlagen

Auf dem Burgberger Hörnle war ich zwar schon einige Male, aber nie über den markanten Südgrat. Er zieht sich über schätzungsweise 150 Höhenmeter empor, wobei die eigentliche Schwierigkeit darin liegt, den richtigen Einstieg zu finden. Das letzte Mal machten wir uns auf, um ihn zu finden und standen letztendlich oben am Gipfel – allerdings ohne den Einstieg gefunden zu  haben. Also hinunter und noch einmal hoch, um nach ihm zu suchen. Diesmal fanden wir auch die kleine Abzweigung, die ich frecherweise mit einem kleinen Steinmännchen markierte. Da es bereits dämmerte und wir immer noch kein Zeichen für einen Einstieg gefunden hatten, kehrten wir unverrichteter Dinge um und verschoben die Aktion aufs nächste Mal.

Der mysteriöse Einstieg

Burgberger Hörnle SüdgratDas nächste Mal war dann gestern. Der erste sonnige Tag seit etwa sieben Jahren (gefühlt), den wir spontan für diesen Grat nutzen wollten. Diesmal starteten wir direkt von der Haustüre mit den Bikes und fuhren bis auf ca. 1.200 Meter. Von dort ging es zu Fuß bis zum vermeintlichen Einstieg. Vor wenigen Tagen flog mir erfreulicherweise das neue Buch von Kristian Rath “Alpine Bergtouren” zu, demzufolge der Einstieg rechts hinter einer Kante liegen sollte. Wir folgten der Wand – vor der wir auch schon das letzte Mal standen – immer weiter nach rechts bis nichts mehr da war. Ja gut, dann halt nicht. Nach einem steilen Aufstieg durch Gras und Geröll standen wir vermutlich am ersten Stand der Route und zogen sicherheitshalber mal Gurt und Helm an. Ich bin ja ein riesen Angsthase und falls irgendwas sein würde, könnte ich mich am nächsten Haken retten.

Letztendlich doch noch!

Burgberger Hörnle Südgrat - 07Los ging es gleich mal mit einer “Schlüsselstelle” im dritten UIAA-Grad. Bisschen ungewohnt so viel Luft unterm hinter aber kein Seil am Gurt zu haben. Oben raus ging es aber immer besser – einfach immer einen Schritt vor den anderen setzen und besser nicht darüber nachdenken, was passieren würde, wenn… Wir gelangten im gefühlten Schneckentempo ans Routenbuch und damit an die Schlüsselstelle der ganzen Tour: Ein kleiner Bauch, ca. mannshoch, im vierten Grat. Einmal zupacken, rüberschieben, weitergreifen – fertig. Die letzten Höhenmeter sind dann nur noch Kür mit riesen Henkeln. Nach einem zufriedenen Gipfel-Apfel ging es durch ungemütlichen Schneematsch  zurück zu den Bikes und mit einem kleinen Umweg zurück in unser kleines Kuhkaff. Eine Tour komplett “by fair means” – und definitiv eine Wiederholung wert!

Info: Burgberger Hörnle – Südgrat

  • Burgberger Hörnle Südgrat - 11Größtenteils erstaunlich fester Fels – trotzdem alles prüfen!
  • Sechs Seillängen (30m)
  • Alle Standplätze (bis auf einen Baum) gebohrt, kaum Zwischenhaken
  • Schlüsselstelle entweder IV oder AO/III
  • Ausrüstung: Wer komplett absichern will: Bandschlingen, 3 Exen, Seil

Zustieg finden

Burgberger Hörnle Südgrat - 05Das Steinmännchen wurde explizit entfernt, keine Steine mehr vorhanden. Hier will jemand nicht, dass der Weg markiert wird. Am besten kommt man zum Einstieg, wenn man an den Parkbuchten kurz unterhalb des Parkplatzes für den Klettergarten Grauen Stein parkt. Von hier geht es auf dem Grünten-Weg nach oben bis bei einem Geröllfeld links ein rot markierter Weg zum Burgberger Hörnle abzweigt. Diesem Weg bis ca. 1200 hm folgen bis ein recht hoher, gesplitterter Baumstumpf auftaucht, an dem ein schmaler Pfad nach rechts abgeht. Diesem tendenziell rechts haltend folgen. Irgendwann zweigt ein gut sichtbarer Pfad nach links ab, der zum (leichteren) Aurikelgrat führt. Hier rechts halten und weiter nach oben steigen, bis man an eine “Platte” kommt, die von vielen Blöcken und (zumindest im Mai) von Schlüsselblumen durchsetzt ist. Hier geht wahrscheinlich die eigentliche Route los, der erste Stand befindet sich an einem Baum (Bandschlinge legen). Bei outdooractive.com gibt’s eine Tourenbeschreibung inklusive GPX-Track dazu.

Burgberger Hörnle mit dem gut sichtbaren Südgrat Schöne Heimat! Burgberger Hörnle Südgrat Erster Stand am Burgberger Hörnle (Baum) Mit genügend Felsvertrauen eine schöne erste Seillänge. Burgberger Hörnle Südgrat - 06 Kurz vor der Schlüsselseillänge. Die Allgäuer machen den Grat oft - und häufig nur mit Bergschuhen. Manche brauchen nur sieben Minuten. Wer will, nimmt noch die Gipfelplatte mit - kann aber auch umgangen werden. Unter Allgäuern berühmt: das Burgberger Hörnle Huimat! Burgberger Hörnle Südgrat - 13

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Eindrücke Juli 2013

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Seit der vergangenen Hochtour gab’s für Ulligunde mehr Urlaub als Arbeitszeit – und damit natürlich unendlich viel Fotografierpotenziel. Einige Aktionen lohnen wie so häufig nicht recht für einen eigenen Blogartikel, die Fotos zeig ich aber dennoch gerne her: Regen-Matsch-Schnee-Getue am Entschenkopf Sonnenuntergangslauf zum Steineberg. Great life. Sonnenuntergang am Steineberg. Sonnenuntergang in den Bergen - gibt nix Schöneres. Heimat! Alpinklettern im Alpstein KletternVorarlberg32 Klettern im Alpstein Die hatten auch schon mal bessere Tage. Klettern, Äscher, Alpstein. Sonnenaufgang Alpstein, Appenzell, Schweiz Die Kühe genießen auch den Sonnenaufgang Sonnenuntergang, wie ihn sich die Kletterer wünschen Tauuuuuseeeende Fliegen im Bus! Eigentlich kann man sich ganz gut von Gorgonzolanudeln und Schaschlik ernähren ;-) Klettern in Bürs. Großartig! VW-Bus Lifestyle Während die Sonne untergeht, seilen wir (etwas kompliziert) ab Hoppla. Gipfel um ein paar Meter verfehlt ;-) Später wurde dann klar, warum diese 3 sich so schwer anfühlte: es war 'ne 6a ;-) Zähnli Überschreitung Da rüber! KletternVorarlberg39 Zähnli-Überschreitung im Sonnenuntergang. Vorarlberg. Anfangs eine etwas botanische Kletterei. Klettern in Amberg. Wenn ich noch ein bisschen besser werde, wird das mein absolutes Lieblingsgebiet ;-) Datenaufnahme im Salzburger Land Mädelstrip Knobi! Abendstimmung am Königssee Während Anne noch schläft, genieße ich den Morgen. Wunderschön. Schaschlik-Action! Für den neuen Wanderführer gelangen wir in Ecken, in die wir normalerweise nie fahren würden. Auch schön! Zu viel Stress ist auch nicht gut... Königssee Spiegelung im Obersee Wunderschöne Spiegelung im See Königssee.

 

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Alpinklettern im Tannheimer Tal

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“Ich bin der größte Angsthase der Welt”, habe ich immer gesagt. War ich auch – alpin machte mein Kopf spätestens im oberen fünften Grad zu, selbst Nachsteigen war kein wirklicher Spaß. Ich misstraute dem Material, fürchtete mich vor der Höhe  und generell vor dem Vorsteigen. Seit wenigen Wochen scheint aber irgendetwas in meinem Kopf passiert zu sein, dass mir Höhe, Exposition, das Material oder auch mal ein loser Stein nichts mehr ausmacht. Wie das kam? Ehrlich: ich habe keinen blassen Schimmer. Aber es ist natürlich großartig, plötzlich im alpinen Gelände Spaß zu haben. Wenn der Kopf erst einmal weiß, dass er es kann, geht vieles plötzlich ganz easy. 

Wirklich oben bist du nie (6+)

Als kleine Abschiedsunternehmung, bevor mein Partner für zwei Wochen in seinen Männerurlaub startete, machten wir uns noch einige schöne Stunden im Tannheimer Tal. “Stunden” weil eben unter der Woche nicht so viel Zeit bleibt und selbst wir aus dem Oberallgäu noch gut zwei Stunden bis zum Einstieg der Routen brauchen. Ein bisschen früher das Büro verlassen und am nächsten Tag etwas später kommen – das war unser Zeitfenster. Um drei Uhr Nachmittags starteten wir direkt vom Arbeitsplatz in Richtung Gimpelvorbau. Das Ziel war, am nächsten Morgen die “Wirklich oben bist du nie” zu machen und danach möglichst schnell wieder ins Büro zurückzukehren. Um kurz nach fünf waren wir im Kessel unterhalb der Felsen und entschieden spontan, einfach mal in die geplante Route einzusteigen. Ob wir die sechs Seillängen noch vor Sonnenuntergang schaffen würden, wussten wir nicht, aber wir würden einfach um 20.30 Uhr umkehren – komme was wolle. In absolut großartiger Genusskletterei ging es gemütlich nach oben und recht unversehens standen wir um kurz nach acht am Ausstieg. “Ups, das war so nicht geplant”, schließlich war es doch das Projekt für den nächsten Morgen.

Ein paar Fakten zur Route: Die Einstiegsrampe bleibt nach Regenfällen länger nass, ist aber auch dann einigermaßen machbar. Die Tour ist absolut erstklassig abgesichert, weiteres Material ist nicht nötig. Der letzte Stand befindet sich tendenziell etwas rechts.

 

Um halb drei ausm Büro, um kurz nach drei schon am Parkplatz. So wünscht sich das Kletterherz! Mit dem ersten Abendrot sind wir oben. Was für eine großartige Tour! Die müssen leider unten bleiben Etwas botanisch ist "Wirklich oben bist du nie" im Tannheimer Tal zwar schon - aber trotzdem WUNDERSCHÖN! Die Sonne versinkt langsam, wir genießen die letzten Seillängen. Tilt. Großartige Kletterei in "wirklich oben bist du nie", Tannheimer Tal. Und endlich gibt's das erste Edelweis!

 

Siebenschläfer (7)

Wieder zurück am Biwakplatz entschieden wir uns bei “Gipfel”bier und Brotzeit für die Route Siebenschläfer – wieder sechs Seillängen, die Schlüsselseillänge ist mit 7 bewertet und führt durch einen Überhang, dafür ist sie aber nur 15 Meter lang – kurze, gut gesicherte Seillänge? Perfekt für mich. Wir legten die Wechselführung so, dass ich die Schlüsselseillänge im Vorstieg hatte und waren wieder gut drei Stunden später am letzten Stand. Abermals eine wunderschöne Route, wobei die Füße noch vom Vortag etwas schmerzten – hat man davon, wenn man unbedingt die neuen Schuhe gleich im alpinen Gelände ausprobieren will.

Ein paar Fakten zur Route: Die Route ist ebenfalls perfekt abgesichert, weiteres Material ist nicht nötig. Die Schlüsselseillänge ist hallenmäßig mit Bohrhaken versehen und besteht eigentlich nur aus vier, fünf schwereren Zügen. Weitaus kniffliger ist da eine plattige Stelle in der ersten Seillänge.

 

AlpinkletternTannheimer106 Ab hier wird's nur noch leichter! ;-Die Schlüsselseilänge (VII) ist sehr angenehm abgesichert, das schaff sogar ich im Vorstieg ,-) Tolle Aussicht - auch wenn man hier leichter hinkommen hätte können. Oben!

 

Kuschelrock (8)

Einige Tage später stand ein schon länger ausgemachtes Mädels-Bergwochenende mit einer Freundin an. Alpinklettern? Hochtour? Sportklettern? Die Auswahl war groß, letztendlich wurde es Alpinklettern in den heimischen Bergen. Die Kuschelrock sollte es werden. Werd ich jetzt übermütig? Ging es mir während dem Zustieg ständig durch den Kopf. Große Motivation mischte sich zunehmend mit ebenso großem Bammel. Letztendlich kam aber alles anders als erwartet: Die Route war der absolute Hammer! Die erste Seillänge beginnt mit einem herrlichen Piazriss, weiter oben wartet noch eine kurze wacklige Platte und schon ist der erste Stand erreicht. Wir entschieden uns für die Direktvariante (7+), deren erste Hälfte so unglaublich schön war, dass ich kaum eine tollere Tour in diesem Grad nennen könnte. Großartig. Es folgte noch einmal eine etwas leichtere Seillänge, bevor die Schlüsselseillänge wartete. Eine extrem plattige 8. Halleluja. Auch meiner Freundin gelang kein direkter Durchstieg, aber als wir sie beide hinter uns hatten, war die Freude natürlich groß. Als erste Mädelsseilschaft seit mindestens einem Jahr feierten wir am Wandbuch die Route, das Leben und uns selbst, bevor wir letztendlich noch die letzten Meter bis zur Abseilpiste kletterten. Eine wirklich großartige Route. Der Stein, der mich unten noch voll am unteren Rand des Helms traf, konnte die Stimmung dann auch nicht mehr trüben. Besser nicht darüber nachdenken, was passiert wäre, hätte ich beim Warnruf nach oben geschaut…

Ein paar Fakten zur Route: Wie immer perfekt abgesichert und wunderschön. Die schweren Seillängen sind nahezu hallenmäßig abgesichert, aber 7 obligatorisch sollte man schon drauf haben, wenn man nicht völlig hiflos in den Schlüssellängen hängen will.

 

DCIM102GOPRO Einstieg zur Kuschelrock im Tannheimer Tal Anfangs noch etwas botanisch... Schwer aber wunderschön! Die 7+-Direktvariante. Da hat jemand Spaß ;-) Erste schwere Seillänge geschafft! Jenny und das Gras.... Keine besonders große Liebe! Kurz vor der Schlüsselseillänge. Ein klein wenig gegruselt, vielleicht... Jenny rockt die Achter-Seillänge. Ich nicht so ;-) Trotzdem spaßig. Yeah! Am Wandbuch von der Kuschelrock. Tolle Aussicht Erste Mädelsseilschaft seit Jahren! Und dann noch sauber in Wechselführung und via Direktvariante. Da sind mer schon a bisserl stolz! Verdientes Routen/Gipfel/Heilwiederunten-Bierle.

 

Paradies (6+)

Eigentlich hatten wir den Paartaler Pfeiler (7+) als zweite Tour geplant. Uns steckte aber beiden noch die Route von gestern in den Knochen (und im Kopf), weshalb wir uns spontan für die – gut einen Grad leichtere – Nachbarroute entschieden. Ganz entspannte Genusskletterei sollte es werden. Weit gefehlt! Die erste Seillänge machte mir gleich einmal mächtig Probleme – und das, obwohl die Bewertung sogar leichter war, als jede Seillänge in der Kuschelrock. Was ist denn jetzt los?! Mit Ach und Krach erreichte ich den ersten Stand. Ein kleiner Meteoritenschauer, der meine Freundin fast traf, trübte die Motivation zusätzlich. Wenigstens fiel die Seillänge auch ihr schwer. Entweder dieser Teil war wirklich hart oder wir waren beide einfach komplett durch. Meine Seilpartnerin kämpfte sich tapfer die Schlüsselseillänge nach oben. Auch diese Seillänge fiel mir nicht leichter, dennoch probierte ich die nächste Seillänge noch. Sie zog sich endlos lang, kam mir vor wie mindestens 50 Meter und hatte auch nicht mehr ganz so angenehme Hakenabstände wie in den schweren Routen (trotzdem noch absolut ausreichend). Irgendwann erreichte ich doch noch den nächsten Stand und konnte mir einen lauten Erleichterungsschrei nicht verkneifen. In einer fünfer-Seillänge, hallo!? Immerhin hatten wir das Wandbuch erreicht – das uns beim Blick hinein aber noch die letzte Motivation raubte. “Wieder hier, weil oben kein Abseiler!!!” stand da als letzter Eintrag. Das ist ein Zeichen, da waren wir uns einig. Mit einer Mischung aus Erleichterung, müder Knochen und etwas Enttäuschung bauten wir ab und kehrten um. Das Seil lief einwandfrei und verhakte sich nirgends (eigentlich immer die größte Sorge von uns zwei. Sind halt doch noch Mädels ;-) ) und kurze Zeit später standen wir wieder am Einstieg. Beim Abstieg fragten uns dann zwei andere Kletterer tatsächlich, ob wir in der Route getoproped hätten – es habe so ausgesehen… Aha…

Ein paar Infos zur Route: Die Hakenabstände sind ein bisschen weiter als in den drei vorherigen, aber immer noch purer Luxus. Ob die Route jetzt schön oder nicht ist, kann ich nicht sagen. Wahrscheinlich hat bei uns einfach der Kopf nicht gepasst. Dass – wie im Wandbuch geschrieben steht – die “Paradies” viel weniger abgespeckt sei, wie die “Wirklich oben bist du nie” ist allerdings eine etwas, äh, fragwürdige Feststellung. Der Fels ist in allen vier Routen so dermaßen rau, dass man eher Angst um seine Fingerkuppen haben muss. Die Querung in der vierten Seillänge sah machbar aus, allerdings extrem exponiert.

Der Sonnenuntergang war schön... ...der Sonnenaufgang dafür nicht so! Schon am Morgen merken wir, dass der Kopf nicht mehr stimmt... Die erste Seillänge kommt mir schwerer vor, als die gesamte Kuschelrock... Hochgezitterei. Es lebe die Wechselführung! Da können sich die Nerven wenigstens ein klein wenig ausruhen. So sieht Zuversicht aus... Not. Und das soll ne sechs sein! Für uns die letzte Seillänge. Im Gufel entscheiden wir uns umzudrehen. Für uns Grund genug wieder umzudrehen. AlpinkletternTannheimer417 Wir freuen uns beim Seilabziehen jedes Mal wie Schnittel, wenn das "Häschen" in Sicht kommt... Mädchen :D Heil aber geschafft wieder unten. Geht schon auch mal ohne unsere Jungs!

 

 

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Am Limit: das Graue Element (Schneck, Allgäu)

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Das Graue Element lässt leider auf sich warten. Kommt aber noch. Spätestens im nächsten Jahr.” steht unter dem Foto, das ich am Sonntagabend bei Facebook online stellte. Dass wir keine 60 Stunden später wieder am Einstieg dieser alpinen Klettertour stehen würden, hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Aber spontane Aktionen sind einfach die besten – in diesem Fall sogar die Absolut-Oberhammer-Besten!

Der Schneck ist halt einfach der Schneck. Egal von wo man ihn sieht, er ist immer einzigartig. Vom Nebelhorn sieht man seine schneckenartigen Höcker, von der Höfats schaut man direkt auf den berüchtigten Rädlergrat, der auf das vorgelagerte Himmelhorn führt, von Norden aus ist er eine aufragende imposante Felsnadel und von Osten zeigt er seine beeindruckende Felswand. Das Problem an diesem Gipfel ist, dass man entweder über einen ausgesetzten, wirklich schmalen Grat muss oder eben in direkter Linie zum Gipfelkreuz klettert – dann aber in einzigartigem, anspruchsvollen Fels. Wenn wir schon so etwas planen, lassen mein Partner und ich uns natürlich nicht lumpen und wählen die schwerste Route am Berg: Das Graue Element, VIII, E3. Chacka!

 

Der Schneck von Norden Der Schneck von Westen

Die Route

Schneck-Ostwand-mit-Route (c) Walter HölzlerDie Linie ist kühn und großartig. Zum Warmklettern gibts zwei Seillängen im sechsten Grad, bevor eine wirklich luftige Querung (VII-) um eine Ecke wartet. In der folgenden Seillänge gehts dann leicht überhängend, wirklich pumpig und ziemlich unübersichtlich weiter. Der Rest ist nur noch “ausklettern” im sechsten bzw. vierten Grad – spätestens hier werden dann allerdings die Nerven gefordert. Mit wirklich spärlicher Absicherung geht es durch teilweise etwas losen Fels und anspruchsvolles Steilgras nach oben. Oben angekommen gibt es nur noch eine absolut – absolut – atemberaubende Rundumsicht. Auf der einen Seite pfeift es bis hinunter ins Oytal, auf der anderen Seite in das einige hundert Höhenmeter entfernte Geröllfeld. Unbeschreiblich schön. Aber dahin muss man erstmal kommen…

Mittwoch, 5.00 Uhr.

Grausamer Wecker. Die vielen Höhenmeter mit schwerem Gepäck vom Wochenende steckten uns noch in den Gliedern, der wenige Schlaf vom Arbeiten am Montag und Dienstag auch. Aber hilft nichts, wir haben uns diesen Tag extra freigenommen um den vorerst letzten Sonnentag noch maximal zu nutzen. “Maximal nutzen” – das wird uns am Ende dieses Tages gelungen sein.

In wenigen Minuten waren wir startbereit. Noch ein kurzes Frühstück und ab ging es mit den Bikes von Hinterstein übers Giebelhaus bis zur Point-Hütte. Gut eine Stunde später tauschten wir Bikes gegen Füße und wetzten dem Sonnenaufgang entgegen. Wir hatten uns natürlich nicht genau angeschaut, wie wir am besten zum Einstieg kommen würden und verloren dort einiges an Zeit – die imposante Felsmauer stets im Blick.

Sieht ja gar nicht so schlimm aus

Quergang im Grauen Element, Schneck, AllgäuWährend Sammy die ersten Klettermeter zurücklegte, freute ich mich noch über die passable Absicherung. “So schlimm, wie es im Führer beschrieben war, ist es ja gar nicht“, dachte ich mir noch. Haha. Wie naiv. Trotzdem gelangten wir relativ zügig zum einzig bequemen Stand, direkt vor dem Quergang. Die Sonne stieg gemächlich höher und wir freuten uns noch über die angenehme Wärme. Kann ich ja am nächsten Stand mein Top ausziehen! Again: Wie naiv ;-)  Die Siebener-Seillänge war schön, der Quergang ging überraschend easy. In der Schlüsselseillänge übernahm ich den Rucksack, um meinem Partner einen Onsight zu ermöglichen (also einen Durchstieg ohne Pause oder technische Hilfsmittel).

Mit kräftig ausgepumpten Armen schaffte er es tatsächlich ohne Pause bis zum Stand und gefühlte zwei Stunden später kam ich dort auch an. Wenn auch etwas ausgelaugt – überhängende Achter mit Rucksack und 100 Metern Luft unter den Sohlen sind jetzt nicht meine Top-Spezialität. Geschafft hab’mers trotzdem, auch wenn sich dabei leider das Topo verabschiedete. Es flog noch eine ganze Zeit ein paar Meter entfernt von der Wand auf gleicher Höhe und war dann einfach weg. Shit. Naja, noch kurz im Wandbuch die 35. Begehung dieser Tour (etwa drei pro Jahr) eingetragen und weiter… Inzwischen lag die Wand im Schatten, der Wind pfiff. Es war einfach arschkalt.

Endspurt ohne Haken

Großartiges Panorama vom SchneckIn den letzten drei Seillängen wurde dann auch die Ernsthaftigkeit E3 deutlich – maximal zwei Haken in den Seillängen, in der Vierer-Länge schlicht gar keiner. Mit Bedacht klettern, Festigkeit prüfen, einfach keinen Scheiß bauen. Wirklich keinen Scheiß bauen. Durch feuchtes, teils schneebedecktes Steilgras machten wir Meter um Meter gut und plötzlich schien mir die Sonne ins Gesicht. SONNE. Wärme! Und im nächsten Moment der Freudenschrei: OIDA! Geschafft! Gipfel! GIPFEL!! Was für ein Gefühl! Nach 4,5 Stunden standen wir am Kreuz und ich wusste nicht recht, ob ich mich mehr über die geschaffte Route oder die Gipfelbesteigung vom SCHNECK freuen sollte. Das eine stand schon ewig auf meiner Wunschliste, das andere war einfach eine – für mich – wirklich krasse Leistung.

Und wie kommen wir jetzt wieder runter?!

Nach so einer Tour kann ich mir die Selbstvermarktung nicht verkneifen...Noch ein paar Freudensschreie später wurde uns dann schnell bewusst, dass das Abseilen ohne Topo auch noch ein Abenteuer werden könnte. Wir erinnert uns noch an irgendwas von wegen “drei Mal abseilen, großes Grasband, unscheinbares Grasband, rüberqueren…” Whatever, sicher besser als jetzt noch über diesen ausgesetzten Grat rauszuqueren (den wollte ich doch vermeiden!), um dann einen riesigen Bogen wieder zurück zu den Rucksäcken zu machen. Die Stände finden wir schon irgendwie. Gefunden haben wir sie tatsächlich ohne Probleme – größere Probleme hatten wir da eher mit dem Auswerfen des Seils – das flog nämlich teils an uns vorbei wieder nach oben.Ja, nach oben. Der Wind pfiff direkt vom Oytal hoch und garantierte so natürlich einen bösartigen Seilsalat. Und das in einer schattigen, saukalten Nordkante eine Wand. Yeah.

Zeitdruck am Berg

Ursprünglich hatten wir mit rund zehn Stunden gerechnet. zwei Stunden zum Einstieg, fünf Stunden klettern, eine Stunde zurück zu den Rucksäcken und eine zurück zum Auto. Mit Pausen vielleicht zehn Stunden. So hätte es perfekt gereicht, um direkt danach zu einer entspannten Grillage von Freunden zu gehen. Aber nein, bereits beim Abseilen war klar: das wird eng. Wir eilten zurück zu den Rucksäcken, rutschten möglichst schnell das Geröllfeld runter, sprangen wie die Gämsen durch das Gras zurück auf den Weg. Ab hier rannten wir in Richtung Tal. Noch eine Stunde bis zum Treffpunkt. Das wird wirklich knapp. Und nirgends Empfang. Verdammte Axt! Der Weg zog sich, der Rucksack mit dem Seil und dem ganzen Klettergeraffel wurde immer schwerer. Weiter, weiter. So schnell bin ich noch bei keinem Trailrun den Berg hinuntergehetzt – und das nach solch einem Tag.

Weiter, weiter!

Noch eine halbe Stunde. Und immer noch kein Empfang. Die Schenkel und Sohlen brannten als wir uns endlich auf die Bikes schwangen. Und ja, es kommt immer anders als man denkt. Nach wenigen Metern war klar: Mein Hinterreifen war platt. Jaaa, klar. Wann auch sonst?! Deshalb hatte ich also bei der Auffahrt immer das Gefühl, dass irgendwas bremst. Zum Glück hatte mein Freund ausnahmsweise seine Luftpumpe dabei und mein Bike war wenige Minuten später wieder einsatzbereit. Noch zehn Minuten. Und Überraschung: immer noch kein Empfang. Wir rasten in Richtung Giebelhaus und weiter aus dem Tal hinaus. Die Wanderer guckten groß, als wir auch bergab noch kräftig strampelnd an ihnen vorbeisausten. Erstaunlich, wie anstrengend Bergabfahren sein kann, wenn man es nur eilig genug hat.

Mission failed.

Perfekter Abschluss nach solch einer TourAuf halbem Weg vermeldete mein Handy natürlich Akku-Notstand – erst wenige Meter vor Hinterstein erschienen dann endlich die erlösenden Balken. Eine halbe Stunde zu spät. Das Grillen war abgesagt, weil niemand wusste, ob wir kommen würden. Big fail! Nachdem wir unsere brennenden Schenkel ein bisschen in Selbstmitleid gebadet hatten, entschieden wir uns trotzdem für eine Grillage – dann halt zu zweit. …mit Steak! Und Kräuterbutter! Und Baguette! Und Radler! Und Cola! Und Haribo!! Und Schokolade!!! Und gegrillten Schokobananen!!!! Und… und… und. Hätte ich das Geld gehabt, ich hätte den halben Supermarkt leergekauft.

Fazit

Perfektes Team!Insgesamt waren wir zwölf Stunden unterwegs, ohne groß getrödelt zu haben – viel mehr haben wir einen kleinen Triathlon hingelegt – 700 Höhenmeter mit dem Rad, 700 im Laufschritt nach oben, 250 hm am Limit klettern und alles wieder runter. Klar, dass wir dann abends beim Grillen nur noch ziemlich zerstört auf unserem Balkon hingen und der Sonne andächtig beim Untergehen zuschauten.

Immer wieder erwachten wir kurz aus unserer Lethargie. Dann schauten wir uns an – die Augen immer größer, das Grinsen immer breiter werdend: He du…  Wir haben’s echt gemacht! Wir! Diese Tour! Auf diesen Gipfel! WIR!
Was für ein Team.

PS: Tourenbericht und Routeninfos gibt es beim Lokalmatador Walter Hölzler.

 

Milchstraße über Hinterstein Perfect life. Sonnenaufgang auf dem Weg zum Schneck. Wir kommen nicht so schnell voran wie gedacht... Das Geröllfeld hin zum Einstieg zieht sich... ...die imposante Wand immer vor Augen. Der Ausblick vom einzig bequemen Stand. GIPFEL!

 

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Hinter’m Limit: Wildenverschneidung, Kleiner Wilder

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“Wenn so *Extremklassiker* aussehen, brauch ich sowas nicht nochmal”, geht es mir durch den Kopf, während wir über geröllbedeckte Platten klettern – mit sauber im Rucksack verstauten Seilen. Den ersten Stand finden wir nicht, nehmen wir also den zweiten. Warum genau wollten wir nochmal diese Route machen?!

Allgäu. Der letzte schöne Tag bevor es wieder anfängt zu regnen. Ein Tag vor meinem Geburtstag. Da muss noch was gehn.

“Ein Extremklassiker, der denen in den Dolomiten in nichts nachsteht”, stand im Führer. Bei “Klassiker” muss ich persönlich ja an weite Hakenabstände, völlig untertriebene Schwierigkeitsbewertungen und antiquarische Absicherung denken, bei “Extremklassiker” dann also… Naja, lassen wir das. So sind wir wenigstens wieder Quitt. Ich wollte unbedingt auf den Schneck, er unbedingt die Wildenverschneidung, Also Wildenverschneidung (VIII). Chacka.

Ausschlafen!

Erste Etappe per BikeAber erst einmal: Ausschlafen, wir hatten schließlich Feiertag. Also lümmelten wir bis halb acht im Bett, frühstückten gemütlich und waren gegen neun in Oberstdorf mit den Bikes startbereit. Die Straße fuhren wir nun innerhalb weniger Wochen zum vierten Mal, langsam nervte sie. Aber dass wir den Kurvenverlauf schier auswendig kannten, würde uns heute Abend noch zu Gute kommen.

Alles dauerte gefühlt eine Ewigkeit, die Teerstraße zur Käseralpe zog sich grausam und ich sah schon Sternchen, der Aufstieg zum Geröllfeld war nicht besser. Ich war an dem Tag nicht fit, so viel stand fest. Aber nochmal wollte ich diese bescheuerte Straße auch nicht fahren, also Zähne zusammenbeißen. Der Weg durch das Geröllfeld war nicht so schlimm wie angenommen, die seilfreie Kletterei bis zum ersten Stand schon eher.

 

Klassiker eben

Klassiker bedeutet, wie gesagt, meiner Erfahrung nach wenig Absicherung – oder in diesem Fall: erstmal gar keine. Seilfrei ging es über eine noch gut kletterbare 3er-Stelle, anschließend wurde es zwar flacher, aber dafür griffloser und geröllbedeckt. Ein Rutscher wäre wohl nicht tödlich, schmerzhaft aber schon. Irgendwann auf Höhe des angeblich ersten Standes zogen wir dann eben doch die Seile raus und kletterten mit einem Friend und irgendwann einem rostigen Stichborhaken zwischen uns zum ersten Stand, den wir finden konnten. (Bzw. den zweiten der Tour. Den ersten haben wir beide nicht gesehen, aber haben dann auch nicht mehr groß darauf geachtet.)

Los geht’s

Die folgende Seillänge sollte irgendwas im unteren sechsten Grad sein, kam uns aber schwerer vor. Die Absicherung war erwartungsgemäß recht moralisch, die Vielfalt an verwendeten Haken museumstauglich. Anschließend folgte eine Seillänge, die im Topo von Panico mit VIII bewertet war, bei Walter Hölzler nur mit VII. Super, also einfach mal drauflos klettern. Letztendlich lag Panico falsch und wir genossen eine wunderschöne 7er-Länge. Nach der folgenden Schlüsselseillänge erwartete uns ein herrlich gemütlicher Stand auf einem kleinen Vorsprung – freier Blick auf Höfats, Trettach und Raueck. Schönes Allgäu…

Ohne Seil zum Einstieg der Wildenverschneidung. Den eingezeichneten ersten Stand der Tour gibt es nicht mehr - den zweiten aber immerhin schon. Toller Ausblick auf die schöne Höfats. Eine der schwersten Seillängen in der Wildenverschneidung. Endspurt nach der Schlüsselseillänge in der Wildenverschneidung! Gemütlicher Vorsprung mit freiem Blick ins Allgäu.

Auf den Zähnen nach oben

Die letzten drei Seillängen waren relativ leicht bewertet und machten richtig Spaß, auch wenn die Power langsam schwand und die Füße schmerzten wie Sau. Der Vorstieg der letzten Seillänge hatte ich als leicht erwartet, schließlich dachte ich bei III irgendwie an gemütlich flaches, übersichtliches Rausgekletter. Aber selbst die Dreier waren hier steil. Noch ein paar Mal zupacken, Zähne zusammenbeißen und nicht an die Füße denken. Langsam mussten wir uns ohnehin sputen, irgendwie hing die Sonne doch schon tiefer als erwartet. Um 17.40 Uhr gab’s das Gipfel-High-Five und einen halben Müsliriegel später das “Wo ist die Abseilpiste?”. Keine Zeit verlieren, wer weiß, was uns beim Abseilen noch alles erwartet.

Vorletzte Seillänge in der Wildenverschneidung. ENDSPURT! Die Füße tun jetzt schon extrem weh... Ein bisschen die Aussicht genießen... ...und runter! Die Sonne geht bereits unter.

Runter, runter, ruuuunteeeer

Die Abseilpiste war gut und wir flott wieder unten. “Unten” traf es leider nicht, denn es war halt einfach das Seil mitten im Geröll-Fels-Gemisch zu Ende. Wie auf Eiern krabbelte ich zurück in Richtung Rucksack, bloß die Füße nicht belasten. Warum genau hab ich nochmal die Zustiegsschuhe nicht mitgenommen? Beim Seilabziehen traf mich ganz klassisch auch noch ein Stein, so reihte sich ein schmerzendes Ohr zu den Schürfwunden an Ellbogen, Knie und Finger. Warum geh ich eigentlich nicht wie alle anderen Mädels zum Shoppen, Feiern und Kaffee trinken?!

Ich. Kann. Nicht. Mehr.

Nach gefühlt 20 Stunden erreichten wir die Rucksäcke, gönnten uns aber keine Pause, denn es dämmerte bereits. Irgendwie hatte sich die Sonne gegen uns verschworen und ging heute eine Stunde früher unter als sonst. Das Geröllfeld war einigermaßen gutmütig und ließ uns immer wieder große Strecken nach unten surfen. Als wir mit dem letzten Tageslicht den Wanderweg erreichten, fiel die Anspannung von uns ab – heil und bei Licht am Weg ankommen, das war das Ziel des Tages.

Mit dem letzten Licht erreichen wir den Wanderweg. Ziel erreicht!!! Ab jetzt geht der Weg auch im Dunkeln. Langer Rückweg - zuerst zu Fuß, dann per Bike. Im Regen erreichen wir Oberstdorf - die Lust,  aufwändig Fotos zu machen, ist leider verloren gegangen.

Von der Sonne in den Regen

Mit Stirnlampen humpelten wir zurück zu den Bikes, gönnten uns an der Käseralpe unter sternklarem Himmel noch eine Johannisbeerenschorle (vor der Käseralpe steht immer ein Kasten mit Getränken und einem Einmachglas mit Wechselgeld. Was für ein Service!!) und rollten zurück in Richtung Tal. Wohlgemerkt – an der Käseralpe war es sternklar, kaum eine Wolke am Himmel. Nach wenigen Kilometern per Bike wunderten wir uns zunächst noch über die nasse Straße und über die seltsam kurze Sichtweite. Und wenige Sekunden später über die ersten Tropfen. “Solang es nur tröpfelt!” rief mein Partner mir noch durch den Fahrtwind zu. Hat wohl noch jemand anderes gehört, denn eine Minute später schiffte es. Unsere Stirnlampen reichten nur noch wenige Meter, wir heizten aber trotzdem die Straße in Richtung Oberstdorf – wir kannten den Straßenverlauf inzwischen ja ;-) .

Persönliches Fazit

Anstrengend war’s. Obwohl der Zustieg geringfügig kürzer ist, die Schlüsselstelle weniger lang, die Seillängen weniger steil und der Fels weniger rau (weniger Schürfwunden ;-) ), reichte es dennoch für eine größere Komplettzerstörung als am Grauen Element am Schneck. Nicht nur die vielen Schürfwunden, sondern auch der Fehler, keine extra Schuhe für’s Abseilen mitgenommen zu haben, hatten mir zugesetzt. Klettertechnisch eine schöne Tour, die ein Sammelsurium an sämtlichen Sicherungsmitteln vereint – vom modernen Borhaken bis hin zu einer Reihe alter, verwitterter Holzkeile.

Facts

  • Wildenverschneidung (VIII), Kleiner Wilder, Allgäu
  • Rund drei Begehungen jährlich, Erstbegehung 1955
  • Schlüsselstelle ca. 4 Meter, Absicherung in den schweren Seillängen gut, in den leichteren recht moralisch.
  • Weg zum ersten Stand (haben wir nicht gefunden) waschechte Kletterei, teilweise III und plattige, geröllbedeckte Platten. Eher schlecht selbst abzusichern. Mit keinem Wort im Führer erwähnt. Abstieg nach Abseilen den gleichen Weg zurück.
  • Schöner Bericht bei Walter Hölzler

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Interview mit den Autoren der Topoguide-Führer

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Kletterführer-IMG_0612Die schweren, gebundenen roten Bücher sind eigentlich eher unpraktisch für den Gebrauch in der Wand – und dennoch sieht man sie in fast jedem Bücherschrank ambitionierter Alpinkletterer. Die Rede ist von den Topoguide-Führern. Sie sind anders, umfangreicher, genauer, zuverlässiger, liebevoller – oder kurzum: Sie sind so, wie man es sich von einem vertrauenserweckenden Alpinkletterführer wünscht. Aber wie kam es zu diesen Büchern? Und wer steckt dahinter? Und woher nehmen die überhaupt die Zeit, so viel zu klettern? Ich habe mal bei Nicole und Volker nachgefragt: 

Nicole, Volker. Mal ehrlich – wenn man in Euren Büchern schmökert, entsteht der Eindruck, Ihr würdet das ganze Jahr über nichts anderes machen als alpinklettern. Stimmt das?

Wenn es nach Volker ginge, wäre das bestimmt wirklich so! ;-) Aber wir sind eigentlich „nur“ etwa 8-10 Wochen im Jahr alpin unterwegs. Dass dabei doch recht viele Touren zusammen kommen liegt vor allem daran, dass wir zeitlich flexibel sind und dann losfahren, wenn das Wetter gut ist und nicht, wenn wir Urlaub geplant haben. Volker ist unser „Wetterfrosch“ und beobachtet regelmäßig, wann wo die besten Bedingungen sind, und wenn sich ein stabiles Hoch abzeichnet, packen wir kurzfristig die Sachen und fahren los. Kaspar Ochsner, den wir mal auf der Engelhornhütte getroffen haben, hat es so auf den Punkt gebracht: „Wenn’s gut ist, musst du geh’n!“ Wir richten uns natürlich auch in Sachen Zielwahl nach dem Wetter und sind aus diesem Grund vor allem in den letzten drei, vier Jahren immer öfter in die Dauphiné gefahren, weil dort einfach ganz oft bestes Wetter herrscht, während es in Chamonix, der Schweiz oder auch in den Dolomiten zu unsicher war.

KletterführerBleibt da noch Zeit für andere Dinge als das Klettern, Schreiben und Layouten? Arbeitet ihr auch?

Ich (Nicole) habe mit dem Sportwelt Verlag (www.sportweltverlag.de) noch einen Verlag, der ein breiteres Publikum anspricht und lektoriere außerdem gelegentlich Buchmanuskripte für andere Verlage. Ansonsten steht das Klettern schon sehr im Fokus. Schließlich ist es ja wichtig, fit zu bleiben, um dann alpin auch anspruchsvolle Touren machen zu können, und dafür ist auch hier im Frankenjura einiges an Training nötig. Volker ist Vollzeitkletterer und wird es hoffentlich auch noch lange bleiben.

Eure Bücher sind offensichtlich mit viel Liebe und sehr viel investierter Zeit gemacht. Wie kam es zu der Idee, gleich ein eigenes Buch herauszubringen?

Den Grundstein hat ein verlorener Autoschlüssel gelegt; dass ein Buch daraus wurde, hat sich erst im Laufe der Zeit entwickelt. Und zwar so: Als wir 2002 die 1.900 Meter lange Nordkante des Monte Agner gemacht hatten, kamen wir im Abstieg am Rifugio Scarpa vorbei, wo ich etwas trinken wollte. Volker gab mir dann sein Mäppchen mit dem Geld, und als er es wieder einsteckte, vermisste er den Autoschlüssel. Nach einigem Hin und Her stellte sich heraus, dass der sich durch ein Loch in der Hosentasche verabschiedet hatte und wir keinen Ersatz dabei hatten. Zwar konnte uns unsere Nachbarin per Expressdienst einen Zweitschlüssel zusenden, aber mit Hotelübernachtung hat der Spaß etwa 200 Euro gekostet. Da die Agner Nordkante einer der großen „Pause-Klassiker“ (aus dem Buch „Im extremen Fels“ von Pause/Winkler) ist und es damals keine einzige brauchbare Beschreibung oder gar ein Topo gab, kam uns in den Sinn, eins zu zeichnen, eine Internetseite einzurichten und das Topo für ein paar Euro anzubieten, um vielleicht irgendwann die 200 Euro wieder reinzuholen. Na ja, und es ist eben nicht bei dem einen Topo geblieben…

Und wie lange hat es dann von der Idee eines ganzen Buches bis hin zur Veröffentlichung von Band I gedauert?

Ziemlich genau fünf Jahre. Wobei Volker im „Jahrhundertsommer“ 2003 mit einem Freund drei Monate lang in Chamonix war und dort jeden Tag (!) beste Bedingungen hatte. So konnte er dort in einem Sommer mehr Touren machen, als sonst in zehn Jahren möglich sind!

Habt ihr bereits (Buch)Projekte für die Zukunft?

Was das Klettern angeht, sind wir erst mal noch mit Band 3 beschäftigt, der für 2014/15 geplant ist, und vielleicht einer Ergänzung zu unserem Korsikaführer.

Zum Thema Alpinklettern:

In eurem Leben scheint sich viel um das Klettern zu drehen. Könnt Ihr in Worte fassen, worin für Euch der Reiz im Alpinklettern liegt?

Die Topoguide-Autoren bei der DatenaufnahmeDie Kombination aus toller Landschaft, körperlicher Anstrengung, schönen Bewegungen, kritischer Selbsteinschätzung, nur sich selbst verantwortlich zu sein. Erlebnisse mit dem Partner und der eigenen Psyche.

Und was das Klettern anbelangt, sind Alpintouren einfach die „Kinglines“. Denn im Gegensatz zu Klettergartenrouten werden hier viele Seillängen am Stück geklettert. Es entsteht quasi ein Flow, der spätestens ab der 30. Seillänge in Trance übergeht. ;-)

Angst und Überwindung gehören zum Klettern dazu wie der Kaffee oder das Biwak – manchmal gerät man aber doch in Situationen, in denen man etwas Glück braucht. Was war eure brenzligste Situation am Berg?

Da gab es einige. Gerade in diesem Sommer wieder hatten wir Riesenglück, und zwar in einer eigentlich bombenfesten Sportklettertour in der Brenta. Als Volker allerdings vom Stand weg einen Fuß an einen Riesenblock lehnte, der eindeutig zur Tour gehörte, rauschte dieser mit Getöse in die Tiefe – nur Zentimeter an meinem Bein und Fuß vorbei. Wäre der Block höher oder etwas weiter links gewesen, hätte er mich vermutlich erschlagen. Das Seil war allerdings ziemlich ramponiert, und wir konnten von Glück reden, dass von unserem 60m-Doppelseil noch 35 Meter intakt waren, so dass wir überhaupt abseilen konnten. Sonst hätten wir womöglich den Rettungsheli rufen müssen. Und ob der ein kaputtes Seil als Notfall ansieht oder man dann selbst die Rettungskosten tragen muss… ?

Steinschlag ist generell die am schwierigsten zu kalkulierende Gefahr. Und an dieser Stelle raten wir allen, die in Alpinrouten mit einem Einfachseil unterwegs sind, sich schnellstmöglich ein Doppelseil anzuschaffen! Denn wenn es mal (womöglich gar während des Kletterns) den einen Seilstrang treffen sollte, gibt es kein Netz oder doppelten Boden mehr. Und vielleicht sollte man auch mal auf eine Route verzichten, wenn nach zu ausgiebigem morgendlichem Chillen schon drei andere Seilschaften vor einem sind.

Glowacz sagt, wir Bergmenschen sind “Jäger des Augenblicks” – wir sind immer auf der Suche nach dem perfekten Moment. Was ist der letzte perfekte Moment, an den Ihr Euch erinnern könnt?

Ich empfinde mich ganz und gar nicht als Jägerin, schon gar nicht als Jägerin irgendwelcher viel zu kurzer Augenblicke. Das würde ja im Umkehrschluss bedeuten, dass ich die größte Zeit meines Lebens auf der Jagd und somit unzufrieden wäre. Für mich reiht sich vielmehr ein perfekter Moment an den anderen und hat nicht ausschließlich mit dem Klettern zu tun. Dazu gehört also auch, bei Regen einfach mal mit einem guten Buch vor dem Ofen zu sitzen, neue Pläne zu schmieden oder – ja! – auch ein berufliches Projekt zu genießen.

Für Volker ist der perfekte Moment schon kletterbezogener, nämlich wenn ein großer Traum in Erfüllung geht. Aber dann ist der Augenblick auch schon wieder zu Ende. Beim Sportklettern ist es der Moment, wenn die letzte Expresse eines lang ersehnten Projekts geklippt ist und dir das Grinsen für viele Tage nicht mehr aus dem Gesicht geht. Das sind die Momente des Glücks, für die es sich lohnt, allerlei Strapazen auf sich zu nehmen und wirklich zu trainieren. Es ist das Leben im Hier und Jetzt! Andererseits sind diese Momente relativ selten, und es wäre unklug, sich rein auf diese „Gelegenheitszustände“ zu fixieren, um glücklich zu sein. Ein perfekter Moment kann also auch bedeuten, rechtzeitig vor dem Gewitter umgekehrt zu sein.

Für viele ist es wichtig, onsight oder wenigstens rotpunkt eine Alpinroute zu meistern. Bei Euch im Führer ist häufig A0 angegeben. Spielen Onsight-Durchstiege für Euch eine Rolle?

Nicole am SalbitschijenJein. ;-)

Es gibt nur ganz wenige alpine Sportkletterrouten mit homogenen Schwierigkeiten. Als Beispiele wären hier die „Perlen vor die Säue“ oder die „Gente di Mare“ in den Dolomiten zu nennen. In solchen Ausdauerrouten spielt der Begehungsstil dann schon ein besondere Rolle!

Bei einer Route, deren Schlüsselstelle völlig aus dem Rahmen fällt oder sehr boulderlastig ist, ist uns das Rotpunktklettern ziemlich egal. Denn ein VIer-Kletterer wird in einer Alpintour kaum eine VIIIer oder IXer Sequenz ausbouldern. Und manchmal ist eine Tour nicht leicht zu lesen. Dann machen wir uns lieber zwischendurch mal „einen Plan“ und ruhen an einem Haken aus, anstatt aus sportlicher Eitelkeit Kopf und Kragen zu riskieren. So jung sind wir nicht mehr… Meist wiederholt Volker dann die Sequenz, um eine möglichst realistische Bewertung abgeben zu können.

Unsere Bewertungen weichen dann auch durchaus von denen anderer Führerautoren ab, vor allem in klassischen Touren in den Dolomiten, Ostalpen oder auch Wendenstöcken. Unser Ziel ist es, eine einheitliche, zutreffende Bewertung abzugeben, mit der Wiederholer einschätzen können, worauf sie sich einlassen. In verschiedenen Gebieten sind die Bewertungen jedoch sehr speziell, und wurden aus der Zeit, als ein Sechser die Grenze des Menschenmöglichen bezeichnete, einfach in die heutige Zeit übernommen. Oft fällt das kurze Ziehen am Haken glatt unter den Tisch.

In den Wendenstöcken wird dies besonders deutlich, denn wenn im Abstand von anderthalb Metern zwei Haken stecken, dürfte klar sein, wie der Erstbegeher die Stelle gelöst hat. Als Schwierigkeitsangabe steht dort trotzdem meist nur die übliche „6b+“. Den Erstbegehern, die dort Touren erschließen, trauen wir klettertechnisch schon etwas mehr zu. Aber A0 in Kletterführern anzugeben, scheint extrem verpönt zu sein. Oder vielleicht denken die Erstbegeher auch, dass ihre Route nicht wiederholt wird, wenn sie eine zu hohe Freikletterbewertung auswerfen?

Bei langen Touren tickt außerdem die Uhr. Schließlich möchte auch das Topo noch gezeichnet werden (und das machen wir an jedem Stand für die vorherige Seillänge, nicht erst im Nachhinein im Auto).

Auch die Absicherung spielt eine wichtige Rolle: Das gilt nicht nur, wenn die Routen sehr weit gesichert sind und/oder ein Sturz verletzungsträchtig wäre, sondern auch, wenn die Hakenqualität schlecht einschätzbar ist! Wenn wir A0 angeben, sind das (vor allem in Band 1) klassische Routen mit Normalhaken, die einfach nicht zum Freiklettern und Flugtraining einladen.

Wir sind übrigens eigentlich keine Schwierigkeitsdiskutierer. Die Bewertung muss natürlich in etwa passen. Sie sollte aber weder über- noch unterfordern. Falls wir uns mal nicht einig sind, werten wir lieber um ein „Plus“ auf, damit niemand eine böse Überraschung erlebt. Die schönen Urlaubstage sind rar, da sollte ein Klettertag nicht an einer miesen Tourenbeschreibung scheitern! Ein absoluter No-go sind unserer Meinung nach die teilweise um bis zu zwei Grade (!) unterbewerteten Touren, die dann auch noch in den Dolomiten und den Ostalpen als „Genussrouten“ in „Genussführern“ verkauft werden. In „schweren“ Sportklettertouren kehrt sich das Bewertungsphänomen oft sogar um, und wir haben schon öfter mal abgewertet.

Ich persönlich suche immer nach Kletterrouten, die gut abgesichert/absicherbar sind und auf formschöne, markante Gipfel führen. Meinem Partner sind Routen an der Leistungsgrenze in gutem Fels am liebsten – unabhängig von der Umgebung und einem erreichbaren Gipfel. Wonach sucht Ihr eure Touren aus?

„Schrofentouren“ und Resterschließungen, wie es sie mittlerweile recht häufig gibt, interessieren uns nicht! Eine außergewöhnliche Felsqualität mit ebensolchen Kletterstellen und die Absicherbarkeit (die Kombination aus vorhandener Absicherung mit Bohrhaken und mobilen Sicherungsgeräten) sind für uns die Hauptkriterien. Unser Pensum an alpinen Bruchtouren haben wir eindeutig erfüllt. Die Schwierigkeit spielt für uns eine untergeordnete Rolle, wobei es ein Sechser schon sein darf. Allerdings sind wir auch schon des öfteren laut Topo in einen „Fünfer“ eingestiegen, und in unserem topoguide steht dann doch wieder ein Sechser, einfach, weil wir mit der bisherigen Bewertung nicht übereinstimmen und uns auch die Freiheit nehmen, in unseren Führern die Anforderungen einheitlich auf einen modernen Stand zu bringen.

Und die Absicherung? Lieber plaisirmäßig durch die Wand oder mit mehr Abenteuer alte Klassiker wiederholen?

Cinque Torri, FinlandiaWir haben Ende der 80er Jahre mit dem Alpinklettern angefangen, als es nur wenige Bohrhakenrouten gab. Von daher sind wir in unserer Sturm-und-Drangzeit erst mal ziemlich abenteuerlich unterwegs gewesen und haben einige der großen Klassiker wiederholt. Im Laufe der Zeit haben wir allerdings gemerkt, dass das auch gefährlich werden kann, nicht zuletzt, wenn man bei einem Wetterumschwung an alten Rosthaken nicht abseilen kann oder wenn man sich verletzt. Oder die Bewertungen in den Führern nicht passen. Oder gleich die ganze Tourenbeschreibung. Auch durch das regelmäßige Klettern im Klettergarten steigt einfach das Risikobewusstsein. Und so sind wir in den letzten Jahren verstärkt in Routen mit einer soliden Grundabsicherung (möglichst mit Bohrhaken) unterwegs, die sich zusätzlich mit Friends und Keilen absichern lassen. Ob bzw. wie gut das geht, hängt wiederum sehr vom Gestein ab. Während sich ein Granitriss perfekt mit Friends selbst absichern lässt, ist das im Kalk oft nur unzuverlässig möglich. Und so sind unsere Kalktouren eher Bohrhakenrouten, während wir im Granit gern Klassiker klettern. Wenn’s nicht gerade Platten sind, die uns als Frankenjurakletterern aber ohnehin nicht besonders gut gefallen.

Apropos Plaisir: Nicht bei allem, was als Plaisirtour vermarktet wird, ist auch Vergnügen zu erwarten! Nach unserer Definition darf eine Plaisirtour keine gesteigerten Anforderungen an Wegfindung oder eigenverantwortliche Absicherung stellen. Das ist in der Regel eher selten der Fall und besonders in der Schweiz weitaus weniger anzutreffen als man meinen möchte! Da lohnt ein Blick über den Tellerrand in die Dauphiné! Plaisir(klettern) – wie es der Name schon sagt – kommt eigentlich aus Frankreich.

Für Klassiker – insbesondere in den Dolomiten – wäre im Hinblick auf künftige Generationen eine sanfte Sanierung wirklich wichtig. Ansonsten werden viele tolle Routen bald nicht mehr nachvollziehbar sein. Kaum einer weiß noch, wo sie wirklich verlaufen. Ein gutes Beispiel hierzu ist die „Detassis“ an der Brenta Alta. Dort gibt es unzählige Verhauer-Varianten, und keiner weiß mehr so genau, wo die Erstbegeher tatsächlich lang sind. Und so geht wie bei der stillen Post immer mehr verloren. Diese alpinen Denkmäler sollten wir besser schützen. Das sind wir den Protagonisten dieses Sports schuldig!

Ihr kommt viel rum – habt ihr eigentlich ein absolutes Lieblingsgebiet? Und weshalb gerade dieses?

Hannibal GipfelbankFür Volker ist Granit das Nonplusultra, eben weil man dort gut und relativ risikofrei mit Friends eigenverantwortlich unterwegs sein kann. Und zwar am besten im Hochgebirge – also Zentralschweiz und Mont-Blanc-Gebiet – wegen des tollen Ambientes.

Ich mag es eher etwas weniger rau und bin auch kein Fan von Alpenhütten, so dass ich eher die Dolomiten aber auch Dauphiné vorziehe, wo es keine Gletscherzustiege mit dem entsprechenden Bergschrundgewurschtel gibt. Zwar ist mir Kalk deutlich vertrauter als Granit, aber das Wichtigste ist, dass der Fels Griffe hat. Ein Traum ist auch das schweizerische Mont-Blanc-Gebiet um das Doréesbiwak mit Aiguille de la Varappe, Aiguille sans nom und Aiguille d’Orny: griffiger Traumgranit mit guter Bohrhakensicherung, die trotzdem noch Friends erfordert und in einer fantastischen Landschaft liegt, wo keinerlei Straßenlärm zu hören ist und auch nur wenige andere Kletterer sind!

Noch ein Wort zu Euren Topoguide-Führern!

Wir denken, dass unsere topoguides keine Führer sind, wie alle anderen auch. Wir haben uns lange überlegt, was in bisherigen Führern fehlte und hoffen nun, dass wir mit unseren ganzheitlichen Beschreibungen Wiederholer darauf vorbereiten, was sie tatsächlich erwartet. In diesem Sinne wünschen wir allen viel Spaß bei der schönsten Nebensache der Welt!

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Hindelanger Klettersteig Winterbegehung

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Ich hatte dieses Bild bei Facebook gesehen. Ein ausgesetzter Grat, teilweise mit Schnee bedeckt. Mit weitem Blick in die Allgäuer Alpen und einer rauschenden Tiefe auf beiden Seiten. Der Hindelanger Klettersteig gehört angeblich zu den schönsten im Allgäu und ist im Sommer dementsprechend überlaufen. Angeblich – ich selbst weiß es nicht, schließlich habe ich es nicht so mit diesen Stahlwegen. Aber im Winter? Allein in der stillen Bergwelt, in ausgesetztem, aber klettertechnisch nicht allzu anspruchsvollem Gelände, am besten mit einem erfahrenen Partner? Klingt perfekt!

Für den Steig kam mir spontan nur ein Partner in den Sinn. Erfahren im Umgang mit Steigeisen und Seilsicherung, beherrscht genug, auch in gruseligen Situationen konzentriert zu bleiben und ausreichend entspannt, um zwei gute Tage mit ihm zu erleben. Als ich ihn am Dienstag fragte, ob er übermorgen Lust auf ein kleines Abenteuer hätte, sagte er ohne zu Zögern einfach zu. Solche Partner braucht man! Wir nahmen uns beide frei und stiegen am Mittwoch Abend die tausend Höhenmeter zum Edmund-Probst-Haus auf.

Frühstück? Gibt’s hier erst ab acht!

Die Hüttenwarte waren etwas entgeistert, als sie von unserem Plan hörten. Wenig enthusiastisch wurde uns das Abendessen serviert, Frühstück gäbe es “mitten in der Nacht” bei ihnen nicht. Sieben Uhr. Mitten in der Nacht?! Immerhin konnten wir sie zu einem halben Liter Teewasser überreden.

Hindelanger Klettersteig – mit Ski- oder Bergschuhen?

Früh, aber schon warm.Um 6.15 klingelte mein Wecker. Wir hatten unseren Start auf 6.45 geplant. Die restlichen dreihundert Höhenmeter würden wir im Dunkeln auf der frisch präparierten Piste auf Tourenski zurücklegen und an einer geeigneten Stelle auf den Grat klettern. Wir hatten lange überlegt, ob wir die Ski an der Hütte zurücklassen und nur mit Bergschuhen klettern sollten. Ohne Zweifel wären wir auf diese Weise am Grat schneller unterwegs, weil weder die sperrigen Ski am Rücken noch die schweren, unflexiblen Skistiefel an den Füßen wären. Aber der Rückweg wäre auf diese Weise sehr viel anstrengender, weshalb wir uns letztendlich doch für die anspruchsvollere Variante entschieden: Mit Skistiefeln an den Füßen und Ski am Rücken.

Auf gehts!

Hindelanger Klettersteig Winter 05Während des Aufstiegs wurde es langsam hell, der Himmel über dem schönen Hochvogel leuchtete lange tief violett. Gegen acht Uhr erreichten wir den Grat. Der erste Blick auf den gesamten Steig. Fünf Kilometer ist er insgesamt lang, an zwei Stellen kann man – zumindest im Sommer – absteigen und den Steig frühzeitig zu beenden. Die späteste Umkehrzeit hatten wir auf 14 Uhr gelegt. Eine Stunde mit Tourenski zurück zum Skigebiet und nochmals eine Stunde, um nach Hause zu fahren. Mein Partner musste nämlich aller spätestens um 17 Uhr seinen Nachwuchs aus dem Kindergarten abholen. Sechs Stunden blieben also noch. AUF GEHTS!

Lieber ein Sturz in den Gurt als ein Flug ins Tal

Lieber ein ungemütlicher Sturz in den Gurt als ein Flug ins Tal.Der erste Kilometer ging flüssig. Wir sahen immer wieder den ein oder anderen Bohrhaken und waren zuversichtlich, dass wir auf diese Weise wohl jede brenzlige Stelle absichern könnten. Das Seil blieb jedoch bis dahin im Rucksack, denn der Grat war breit und größtenteils gut zu gehen. Wo ein Stahlseil aus dem Schnee blinzelte, hängten wir uns mit einer Bandschlinge ein – lieber ein ungemütlicher Sturz in den Gurt als ein langer Flug ins Tal. Bereits nach einer Stunde erreichten wir den Westlichen Wengenkopf. Wir hatten zu keiner Zeit uns das Ziel gesetzt, den gesamten Klettersteig zu schaffen, aber beim Blick auf die Uhr spielten wir beide kurz mit dem gleichen Gedanken: Könnten wir es schaffen?

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Mit einem Bein über dem Abgrund

Nach einer kurzen Rast ging es weiter – lieber jetzt schnell machen und später noch Zeit für ein Radler haben. Ab hier wurde das Gelände allerdings zunehmend anspruchsvoller. Der Grat wurde schmaler, immer häufiger musste man Skistöcke gegen Hände tauschen. Immer wieder waren fußbreite Passagen dabei – links sechshundert Meter ins Retterschwanger Tal, rechts hundert ins Koblat. Und oben weder Platz für Stöcke noch etwas zum Greifen. Luft anhalten. Konzentrieren. Die Sekunde, in der man nur mit einem Fuß auf diesem schmalen Grat steht und hofft, dass nicht in diesem Moment eine Windböe kommt… Fupp – rüber an den rettenden Fels. Kurze Stellen, aber gruselig und zugegebenermaßen etwas kompromisslos. Rüber oder runter. Dann doch lieber rüber. 

Erstes Morgenrot hinter dem Hochvogel. Von Ski auf Steigeisen. Und hoch zum Grat. Da gehts lang ;-) Da runter... Die Leiter von unten... ...und von oben. Der erste Teil zum Westlichen Wengenkopf ging einwandfrei. Rückblick. Feine Kletterei am breiten Grat. Die Sonne geht langsam auf. Blick zurück. Guter Partner!

Weiter oder runter?

Sieht nicht weit aus, ohne etwas zum Greifen und mit sechshundert Meter Luft unter der Fußsohle aber doch nicht so easy. Für mich zumindest.Für diese fünfhundert Meter bis zum nächsten Notausstieg brauchten wir sage und schreibe zwei Stunden. Doppelt so lang wie für das vorangegangene Stück. So wird das nichts mit dem ganzen Klettersteig. Während wir den schmalen Grat entlangkletterten, fragte ich mich, ob wir beim nächsten Notausstieg absteigen sollten. Aber andererseits: Wir sind hier, es läuft gut, wir haben noch viel Zeit und es spricht im Grunde nichts dagegen, weiterzumachen und zu schauen, was kommt! Wir sprachen uns ab und entschieden: Weiter! Zeit, Kondition, Wetter, Intuition – nichts sprach dagegen.

Schwimmschnee ohne Halt

Steil bergab.In unverspurtem Schnee ging es weiter. Immer wieder taten sich rauschende Tiefblicke auf. Es sah schön aus. Weich irgendwie! Wie es sich anfühlen würde, mit Ski am Rücken hinunterzustürzen? Ich verdrängte den Gedanken wieder. Nicht runter – weiter ist das Ziel! Reine Schneepassagen wechselten sich mit purem Fels ab – teilweise mit Stahlseilen gesichert, zahlreiche Stellen jedoch ohne Sicherung. Immer wieder waren es kurze Stellen – wenige Meter lang – die ausgesetzt und anspruchsvoll waren. Eine flache Platte, hauchdünn mit Schnee bedeckt. Gerade so, dass man nicht erkennt, wo man die Steigeisen platzieren könnte, für die Finger nur schmale Risse im Kalk. Nordseitig war es teilweise bodenloser Schwimmschnee, der den Füßen keinerlei Halt gab. Dennoch fühlte ich mich hier sicher – immerhin hatte ich etwas in der Hand – ganz im Gegensatz zu den luftigen Gratpassagen. Die Drahtseile und Leitern waren immer wieder sehr willkommen, an ihnen ging es recht problemlos und zügig voran.

Hindelanger Klettersteig Winter 19 Imposanter Rückblick. Im Hintergrund das Nebelhorn, ganz hinten Ifen und Säntis. OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA ulligunde Immer wieder plattige Stellen Und dann wieder angenehmer Schnee. Im Hintergrund der Westliche Wengenkopf. OLYMPUS DIGITAL CAMERA Schöne Aussicht ins grüne Vorland. Sieht steil aus. War es auch :) OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA Hindelanger Klettersteig Winter 17 Hindelanger Klettersteig Winter 16 Hindelanger Klettersteig Winter 14

Die Zeit wird knapp

Kurz unterhalb des Östlichen Wengenkopfes rasteten wir. Während wir noch darauf zu liefen, fiel mir die Schneerinne auf, die bis nach ganz unten führte. “Wenn uns die Zeit ausgeht, könnten wir hier runter”, dachte ich mir noch. Sehr steil zwar, aber der Schnee war fest und gut zu gehen. Es war 12.40 Uhr, als wir wieder aufbrachen. Beim Überschlagen der Zeit wurde klar, dass wir schnell sein mussten. Beim nächsten Notausstieg würde so oder so Schluss sein. Vom Östlichen Wengenkopf geht es über 100 Höhenmeter runter – wir hofften darauf, einige Passagen abseilen zu können, um das Seil nicht völlig unnötig mitgeschleift zu haben und auf diese Weise Zeit zu sparen. Am Gipfel kam dann allerdings das jähe Ende.

Abbruch

Ein steiles Schneefeld versperrt uns den weiteren Weg.Direkt auf dem Gipfel gab es keinen Weiterweg. Nach kurzem Suchen wurde deutlich: Ein enorm steiles Schneefeld versperrte uns den Weg. Etwa fünf Meter weiter unten gingen die Seile weiter. Die Passage war extrem ausgesetzt, das Feld sehr steil und der Schnee nicht ganz trittfest. Natürlich war genau an dieser Stelle auch keine vernünftige Sicherungsmöglichkeit. Zwar gab es ein paar kleine Felsköpfe – zum daran Abseilen waren sie aber nicht wirklich vertrauenswürdig. So redeten wir es uns jedenfalls ein. Jetzt, im Nachhinein, war das Feld womöglich nicht viel steiler als ein anderes, das wir im ersten Drittel des Grates Schritt für Schritt abgestiegen waren. Aber die Ausgesetztheit, die Ungewissheit, was als nächstes käme und der Zeitdruck machte klar: Hier ist Schluss. Wir sind nicht hier, um irgendetwas zu riskieren. Er dachte in dem Moment wohl an Frau und Kind, ich an meinen Partner. Die Entscheidung war schnell gefällt. Rückzug.

Was für ein Tag!

Unser "Winterabstieg" vom Hindelanger Klettersteig.Über das steile Schneefeld, an dessen oberen Ende wir noch gerastet hatten, stiegen wir vorsichtig ab. Steilwandfahrer hätten das Ding wohl mit Ski gemacht, aber hier oben noch zu stürzen und unten von dem ausgedehnten Grasfeld – ja, Gras – abgebremst zu werden? Muss nicht sein. Bis wir letztendlich im Koblat waren, Steigeisen wieder gegen Ski eingetauscht und uns ausgiebig beglückwünscht hatten, war es dann doch auch schon halb zwei. Perfektes Timing also. Und so reichte es nach dem etwas zähen Rückmarsch also tatsächlich noch für ein entspanntes Bier auf der Terrasse des Edmund-Probst-Hauses.  Die 1.000 Höhenmeter Abfahrt, die uns anschließend auf der Piste noch erwartete, ging erstaunlich gut und so standen wir pünktlich um vier wieder am Auto. Im Gesicht ein breites Grinsen. Was für ein Tag!

Ein wunderbares Abenteuer

Es hat sich mal wieder bestätigt: Spontane Aktionen sind die besten. Es hat einfach alles gestimmt – Begleitung, Wetter, Bedingungen, Kondition, Anspruch. Und spätestens nach dieser Aktion muss ich mir wohl eingestehen, dass ich doch nicht an Höhenangst leide. Oder sie zumindest in den vergangenen Jahren kuriert habe.  Ein wunderbares Abenteuer! Und eine perfekte Alternative zum Büro.

PS: Die ausführlichen Gefahrenhinweise spare ich mir jetzt. Jeder, der in Erwägung zieht, den Klettersteig im Winter zu machen, sollte selbstverständlich über ausreichend Erfahrung mit Steigeisen und Ausgesetztheit verfügen und nur bei idealen Lawinen- und Wetterverhältnissen starten. Wir haben vom Nebelhorn bis zum Östlichen Wengenkopf etwa fünf Stunden gebraucht – ohne sperrige Ski und mit Bergschuhen geht das wohl aber schneller. Schlingen und Karabiner (oder KS-Set) sind sinnvoll.

PPS: Vielen Dank an ihn fürs fleißige Fotografieren. Ich war mit anderen Dingen beschäftigt ;-)

 

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Granitgekrabbel für Fortgeschrittene: Alpinklettern am Haegefjell (Nissedal, Telemark)

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Nach einer kleinen Aufwärmtour direkt am ersten Tag hier in der Gegend greifen wir heute so richtig an: 400 Klettermeter, die längste Alpintour meines Lebens. Meine zweite im Granit und sicher diejenige, mit den längsten Seillängen. Bin ich noch ganz sauber?

 

Tolle Gegend hier

Der Stein ist glatt wie Marmor, Griffe oder richtige Tritte gibt es nicht. Aber es wird schon halten!? Ich rechne jeden Moment damit, dass mein Fuß abrutscht, während ich allen Mut zusammennehme und ihn komplett belaste. Hält. Wie bisher bei jedem Schritt, war ja klar. Plattenkletterei ist wirklich reine Überwindung, da kann man mit Muskelkraft rein gar nichts bewirken. So richtig wohl fühle ich mich dabei nicht, ich bin eher ein Fan von Griffen. Oder Tritten. Oder am liebsten beidem. Aber was solls, umdrehen werden wir jetzt auch nicht mehr. Es sind ja nur noch 200 Klettermeter bis zum Gipfel.

Das volle Programm

Da hoch. Griffe gibts nicht.Es ist der dritte Tag für uns hier in Norwegen. Nach einer kleinen Drei-Seillängen-AnDenFelsGewöhn-Tour am Baremslandfjell fiel die Wahl für den nächsten Tag auf eine Tour am Haegefjell. 450 Klettermeter, nur eine Seillänge kürzer als 55 Meter. Borhaken gibt es nur wenige, der Rest wird selbst mit Friends und Keilen abgesichert. Immerhin sind die Stände gebohrt, ein Rückzug wäre also immer möglich. Wenigstens das. Denn es gibt da ein paar Dinge, die mich etwas beunruhigen: Erstens: Ich klettere sehr, sehr ungern Seillängen, die länger als 30 Meter sind, irgendwie geht mir da der Mut auf den letzten Metern aus. Zweitens: Ich habe – bis auf die Tour gestern – noch keine Alpintour im Granit gemacht. Drittens: Wie gesagt, ich halte ganz gerne Griffe in den Pfoten, im Granit ein lächerlicher Wunschtraum. Und überhaupt: Acht Seillängen ist für meine wacklige Höhenpsyche schon ziemlich heftig. Aber man wächst ja mit seinen Aufgaben?!

Vielleicht wird’s ja gar nicht so schlimm?

Sieben Uhr morgens, die Sonne steht schon hoch.5.20 Uhr. Der Wecker klingelt, draußen ist es immer noch taghell. Wir frühstücken ohne viel zu reden – ich habe Respekt vor der Tour und er ist immer noch erkältet. Um kurz vor sechs nehmen wir die bereits gepackten Rucksäcke und stehen um sieben am Einstieg der Tour. Cool, da sind sogar Strukturen im Fels! Vielleicht wird’s ja gar nicht so schlimm?

Plattengeschleiche für Anfänger

Gleich auf der ersten Seillänge reicht das Seil um ein paar Meter nicht, wir klettern am laufenden Seil über sehr geneigte Platten. Die Strukturen verlieren sich nach den ersten zwanzig Metern, jetzt heißt es auf nichts stehen, nichts in der Hand halten und einfach Schritt nach Schritt machen. Irgendwie nicht ganz mein Ding. Und das ist die leichteste Seillänge der ganzen Tour.

Verflixte 60 Meter

Rocktrip-0299Ich komme ziemlich geschafft am ersten Stand an, bin jetzt schon einigermaßen fertig mit den Nerven. Vor uns wartet die Schlüsselseillänge und drüber nochmal gefühlt mindestens tausend Klettermeter. Sie geht erstaunlich gut – hat man sich erstmal dran gewöhnt, einfach der Reibung des Granits zu vertrauen, muss man wirklich nur noch einen Fuß vor den anderen setzen. Trotzdem geht mir auf den letzten Metern wieder die Düse. Immer diese verflixten 60-Meter-Seillängen! Aber ab jetzt wird’s nur noch leichter – zumindest auf dem Topo. Die Wand steilt auf, wir klettern an einem eher unvorhandenen Riss entlang. Zwar hat man immer wieder so eine Art Griff in der Hand, aber so richtig leichter macht es die Sache nicht. Und zur Krönung hält die Wand noch eine gemeine Überraschung bereit:

Plattengeschleiche für Fortgeschrittene

Toller Weitblick.Das Plattenschleichen auf rauem Granit haben wir ja jetzt die vergangenen vier Seillängen geübt, jetzt nehmen wir einfach mal die Rauheit des Gesteins weg und präsentieren dem Kletterer eine marmorglatte Platte. Na, wollt ihr da immer noch hoch? Höre ich die Wand hämisch flüstern. Jetzt drehen wir auch nicht mehr um, antworte ich im Geiste und nehme den ganzen Mut zusammen. Ich vertraue auf die grünen Flechten auf dem glatten Stein, suche nach Unebenheiten, nach irgendetwas – und möge es noch so klein sein – für die Finger. Augen zu und durch. Und siehe da, da ist der vorletzte Stand. Jetzt nur noch eine Vierer-Seillänge und Einser-Gelände oben raus. Ich freu mich wie ein Schnitzel, nicht nur darüber, dass wir bald oben sind, sondern auch darüber, bald aus diesen Schuhen rauszukommen. Und plötzlich ist er da: der Gipfel. Alter Schwede! Urplötzlich überfällt mich ein unbändiger Hunger, ich muss sofort aufs Klo, hab ganz schön Durst und bin schrecklich müde – Dinge, die ich immer erst wahrnehme, wenn die Anspannung von mir abfällt. Wir müssen nicht mal mehr abseilen, sondern können durch einen „farytale forest“ absteigen. Zunächst aber wird gegessen, rekapituliert, geblödelt und kurz gedöst. Wir habens echt geschafft, Junge, Junge.

Wer braucht schon trockene Schuhe

AbstiegDer Abstieg ist dank unserer Offline-Karten und blauen Wegmarkierungen schnell gefunden. Einige Bäche und Sümpfe müssen ohne Brücken überquert werden, überhaupt ist alles ziemlich matschig. Gleich mal eine Einstimmung aufs Wandern hier in Norwegen. Unsere dünnen Laufschuhe sind für so was nicht gemacht, aber jetzt ist eh alles egal. In einer Stunde sind wir wieder am Fahrweg, kurze Zeit später beim Freddy. Junge, bin ich fertig.

Geschafft

Dass mich eine verhältnismäßig leichte Alpintour so dermaßen schaffen würde, hätte ich gar nicht gedacht. Aber dieses Granitgekrabbel bin ich nicht gewöhnt, schon gar nicht nach drei Monaten am spanischen Kalk. Aber cool wars trotzdem – im Nachhinein zumindest ;-)

Blick auf den Nisser. Rocktrip-0299 Da hoch. Griffe gibts nicht. Hälfte ist geschafft. Yeah! Rocktrip-0312 Noch ein letzter Blick zurück Puuuuuh... geschafft... Rocktrip-0315 So macht man das als Profi mit dem Seil. Rocktrip-0320 Toller Weitblick. Wir üben immer noch für das Foto auf der Trolltunga. Erstmal ne Runde Entspannen. Rocktrip-0338 Wir zwei beide. Schon ein gutes Team! Weitblick am Heagefjell-Gipfel Leicht zu finden, dank der guten Markierungen. Abstieg Zunächst durch endlose Blaubeer-Felder... Rocktrip-0353 ...aber der tote Baum war cool. Da sind wir heute hochgeklettert! Rocktrip-0362 Ganz schön imposant! Rocktrip-0365 Schon eine schöne Gegend. Wir sind eindeutig in Norwegen. Rocktrip-7594 Rocktrip-7595 Rocktrip-7598 Tolle Gegend hier

Gollum im Sturm

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Gollum 1Der Sturm zerrt am Seil. An den Sicherungsgeräten am Gurt. An der kargen Botanik und an unseren kleinen Körpern inmitten dieser Wand. Schon am Einstieg war es stürmisch, aber das ist eben das Wetter hier und zwei Wochen nur Däumchen drehen wollen wir ja schließlich auch nicht. Die Tour „Gollum“ bei Henningsvaer ist nur drei Seillängen lang, da werden wir schon durchkommen. Müssen wir, denn Umkehren würde bedeuten, einiges an teurer Ausrüstung in der Wand zurückzulassen. Hier sichert man alles selbst ab – auch die Stände.

Nach der ersten Seillänge beginnt es zu tröpfeln, der Wind wird tatsächlich noch stärker. Wann habe ich das letzte Mal solch einen Wind erlebt? Er pfeift und schreit. Immer wieder kommen mir die „Roaring Forties“ in den Sinn. Ja, in Tasmanien habe ich solch ein Wetter erlebt, aber daheim? Selten. Da geht man nicht mehr raus.

Immerhin ist es nicht ganz so kalt wie befürchtet. Wir geben Gas und huschen entlang von Schuppen, Rissen und kleinen Verschneidungen. Der Fels ist brutal rau, aber auch sehr griffig und ziemlich steil. Es macht Spaß. Es ist alpin und etwas ungemütlich, aber nicht wirklich gefährlich. Eine halbe Stunde nach dem Ausstieg sitzen wir wieder im Freddy, löffeln Eintopf und trinken Tee. Inzwischen ist das Meer vor uns weiß von Gischt, die Wellen klatschen meterhoch an die Küste. Und wir sitzen wieder wohlbehalten in unserem kleinen Heim. Ein cooler Morgen!

Hm... es regnet, aber es sind auch nur noch zwei Seillängen bis oben. Das ziehen wir jetzt durch! Wir kommen trotz Sturm oben an. Cool! Geschafft! Die Tour wäre womöglich ohne Sturm, ohne Regen und mit etwas Sonne einen Hauch angenehmer gewesen. Aber egal! So wars ein kleines Abenteuer. Auch gut!

Ungewolltes Abenteuer: Sea Breeze (Alpinklettern Lofoten)

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Reine, Lofoten

Die Seile sind triefnass. Die Klamotten auch. die Hände sind durchgeweicht, die Kraft im Körper schwindet. Es sollte eine gemütliche Tour zum Morgen werden, gegen Mittag wollten wir zurück sein – stattdessen befanden wir uns um zwölf immer noch mitten in der inzwischen schattigen Wand, noch nicht ahnend, dass der Abstieg eine ganz eigene Tortur werden würde.

Wer braucht schon Sicherungen...Lofoten life: Der Zustieg dauerte ganze 30 Sekunden. Einmal die ausgediente Küstenstraße überqueren und schon standen wir am Einstieg. Die Morgensonne schien warm, es ging kaum Wind. Der Himmel war strahlend blau. Ein guter Tag – und morgen sollte es sogar noch besser werden. Dieses Wetterglück morgen wollten wir für die wohl herausragendste Tour unserer Zeit auf den Lofoten nutzen. Den Nordryggen am Vagakallen, angeblich eine der schönsten Touren überhaupt.  12 Seillängen, technisch nicht allzu schwer, aber viele hundert Meter lang und stetig ausgesetzt. Am 900 Meter hohen Gipfel würde nicht nur ein garantiert einmaliges Panorama warten, sondern auch noch ein ungewisser, anspruchsvoller Abstieg durch steilen, ausgesetzten Fels. Es klang spannend und nach einem echten, außergewöhnlichen Abenteuer. Allerdings eines, für das ich meinen gesamten Mut brauchen würde, um einigermaßen zügig voranzukommen.

Vermeintlich leicht

...und wer braucht vertrauenswürdige Stände!?Die Tour heute war nur als eine kleine Unternehmung geplant. Einfach ein bisschen raus und eine weitere „Top-50“-Tour erkunden. 8 Seillängen, 5 (norwegische Skala), Blick aufs Meer. Klang gut. Entspannt. Aber schon die erste Seillänge, eigentlich 4+ und damit vermeintlich leicht, forderte schon ziemlich. Die Kletterei war kaum abzusichern und irgendwie gar nicht so einfach wie erwartet. Die folgende Seillänge war ähnlich. Erst die schwere, darauffolgende lies für wenige Meter Klettergenuss aufkommen, bevor wir in einer nassen und später enorm grasigen Risskante landeten. Was ist an dieser Tour bitte „Top-50“!?

An einem wenig vertrauenserweckenden Schuppengeflecht machten wir Stand. Umdrehen kam kaum in Frage, die „Abseilpiste“ wurde bereits im Führer als alt und wenig empfehlenswert erwähnt und bevor wir an jeweils einem einzigen, verrosteten Borhaken abseilen würden, wählten wir lieber die Flucht nach vorn.

Flucht nach vorn

OBEN!! Oh Mann, endlich... Jetzt nur noch irgendwie runter!Ein verpasster Stand, eine kaum abzusichernde, gruselige Platten-4+, ein bösartiger Seilsalat (passiert ja auch nur in solchen Routen) und abermals nasse Stellen ließen langsam die Nerven blank liegen. Bloß raus. Einfach raus. Ich machte mir schon gar keine Mühe mehr, mich zu ärgern und versuchte einfach, möglichst schnell voranzukommen. Nur in einer schmierigen Quarzader in der vorletzten Seillänge entfuhr mir ein kurzer Fluch. Vagakallen, morgen!? NO WAY! Wenn wir hier unten sind, kaufen wir erstmal den Supermarkt leer, suchen uns einen schönen, SONNIGEN Strand und gehen nie mehr klettern!! Inzwischen war die Sonne natürlich schon längst hinter dem Berg verschwunden, es war kalt und schattig. Ringsum herrschte noch herrlichstes Herbstwetter, die Sonne schien, der Himmel war klar. Und wir hampelten hier im kalten Schatten rum. Oh man.

Endlich oben.

AbseilabenteuerFür das wunderschöne Panorama mit türkisfarbenen Meer, kleinen Inselchen und goldenem Herbstlicht hatte ich wenig Aufmerksamkeit. Lieber schnell runter – außer einer Nektarine und einem Apfel hatten wir nichts im Rucksack, dementsprechend knurrten die Mägen. Im Führer stand irgendwas davon, dass man bloß nicht den ersten Gully, sondern den zweiten erwischen und an Bäumen und Steinen viermal abseilen solle. Mit etwas Glück fände man bunte Bandschlingen. Wir suchten, waren nicht sicher, welcher von den drei Gullys nun der zweite sein solle und fanden erst nach einer halben Ewigkeit ziemlich weit unten eine Bandschlinge. Puh. Wenigstens das. Hier war schon mal jemand. Wir seilten in einen schmalen Schacht ab und landeten direkt im Bach. In einem steilen, rutschigen Bach. Die Rinne war an den schmalsten Stellen vielleicht noch zwei Meter breit, die Füße fanden beim Abseilen auf dem moosigen, schmierigen Felswänden kaum Halt, die Seile waren bereits nach der ersten Länge triefnass. Immerhin fanden wir weitere Bandschlingen. Ziemlich windige Konstruktionen – eine an einem größeren Felsbrocken direkt an einer Kante, die andere an einem kleineren Stück Fels mitten im plätschernden Bach. Immer wieder ging es über kleine Stufen hinunter – lauter potenzielle schmale Kanten, in denen sich das Seil beim Abziehen perfekt festfressen könnte. Würde das passieren, hätten wir ein echtes Problem, denn Hochklettern ging hier einfach nicht. Alles war nass, moosig und die Stufen fast alle kurz überhängend. Ein Alptraum.

Eiskalt durchnässt

Aufgeweicht. Ich glaub ich werd kein Fan von Rafting...Das Wasser, das beim Abseilen aus den Seilen gepresst wurde, war eiskalt und durchnässte innerhalb kürzester Zeit Klamotten und Schuhe. Das also war Canyoning! Hab ich das wenigstens auch mal erlebt. Nach einigen Stunden erreichten wir endlich, endlich die untere Öffnung des Gullys. Nun folgte nur noch ein einigermaßen wilder Abstieg durch hohes Farn, durch dessen Erdgeschoss immer noch irgendwo der Bach floss. Aber egal, die Klamotten waren eh schon nass und der Freddy nun schon fast zum Greifen nah. Und irgendwann standen wir bei ihm. Am Meer. In Sicherheit. Es war vorbei.

Alles egal

Geschafft! Zurück am Bus!!Nach einer echten Siegerumarmung wechselten wir die Klamotten, schmissen die klatschnassen Seile ins Auto und brausten zum nächsten Supermarkt. Leckereien im Wert von 500 Kronen, das muss man erst mal nachmachen. Aber jetzt war alles egal. Den Vagakallen morgen würden wir garantiert nicht machen und überhaupt muss man manchmal auch einfach das Leben feiern. Wir fuhren noch ein kurzes Stück weiter an einen Sandstrand, legten alles zum Trocknen aus und machten uns einen großen Haufen Frikadellen mit Kartoffelpüree und Gurkensalat. Als Vorspeise gabs Schokolade und Fruchtmilch, zum Trinken außerdem Fruchtsaft und Magnesium, als Nachspeise Kaffee mit Brownies, Fruchtjoghurt und natürlich noch mehr Schokolade.

Wenn man es halt vorher wüsst’…

Rückgeblickt.Immerhin schenkten uns die Lofoten noch einen wunderschönen Sonnenuntergang und eine sternklare Nacht. Und selbst Nordlichter bekamen wir noch kurz zu sehen, bevor wir in einen langen, tiefen Schlaf fielen. Was für ein Tag. Was für ein Abenteuer. Viel lieber hätte ich all den Mut auf der Vagakallen-Tour verbraucht, es wäre ein echtes Gipfelerlebnis und ein kleines Testpiece für mich gewesen. Aber wer hätte es denn wissen können. Nun war es so und der Vagakallen würde bis zu unserem nächsten Besuch warten müssen, denn solch ein Wetterglück versprach die Prognose nicht mehr. Aber letztendlich ist es nicht schlimm, denn Wiederkommen werden wir garantiert noch einmal. Die Lofoten sind schließlich einfach das Paradies – für Fotografen, für Bergsteiger, für VW-Busse, für Kletterer, für Nordlichtfans. Und ganz offensichtlich auch für Abenteurer.

 

Sternklare Nacht. Der Mond schien so hell, dass die Nordlichter ausnahmsweise keine Chance hatten... Sterne und Mond erhellen die Lofoten. Wer braucht schon Sicherungen... Windiger Stand an Schuppen. Tolle Aussicht. Unten steht der Freddy. Was wohl noch kommen wird?! OBEN!!! Aber auch hier haben wir kaum Blicke für die Aussicht... Ab hier wird abgeseilt. Furchtbare Abseil-Rafting-Aktion. Rocktrip-2339 Komplett durchnässt. Durchweichte Finger Aber wir lachen. Wieder ;-) Rückblick. Sieht irgendwie gar nicht so schlimm aus.... Ein herrlicher Platz in der Sonne. Essen, essen, essen!! Essen im Abendlicht, im Hintergrund trocknet die Ausrüstung.

Momente: Zufrieden

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Gute zwei Wochen erkundeten wir die Lofoten. Weil das Wetter immer wieder so gut wurde (das müssen wir noch nützen! Wer weiß, ob es nochmal so schön wird!), unternahmen wir so dermaßen viel, dass ich irgendwann nach eineinhalb Wochen drei generische Tage annähernd durchschlief. Es ist nicht nur die physische Anstrengung dieser steilen, exponierten Pfade, der unendlichen Möglichkeiten, der Kälte und des teilweise brutalen Winds, sondern vor allem die psychische Herausforderung im Fels der Lofoten. Ausschließlich mit mobilen Sicherungsgeräten unterwegs zu sein, auch beim „Sportklettern“, abenteuerliche Abstiege, rasende Tiefblicke und noch dazu dieser zwar extrem raue, aber auch ziemlich grifflose Fels ist einfach anstrengend.

Beschweren dürfen wir uns jedenfalls nicht. Wir haben sämtliche große Punkte der Wunschliste abgehakt und auch für die verbleibenden zwei Tage ist die Wettervorhersage exzellent. Wir können wirklich zufrieden und (vorerst) gesättigt dieses Paradies verlassen. Das sagen zu können, ist ein großartiges Gefühl.

Gemütliches Klettern am Pianokraken. ... und immer dieser Ausblick!! Gemütliche Kletterei in der Sonne. Risskletterei für Profis (also ihn ;-) ) Pfoah... Endlich oben... Bin ich froh. Anspruchsvolle Verschneidungskletterei. 140916_0023 Ausgesetzt! Berühmtes Lofoten-Bild: Blick vom Reinebringen Gemütliche Kletterei im "Paradiset" Borhaken gibts hier keine... Was wohl noch kommen wird?! Windiger Stand an Schuppen. Coole Mini-Wanderung mit fabelhaftem Wetterschauspiel. Geschafft! Die Tour wäre womöglich ohne Sturm, ohne Regen und mit etwas Sonne einen Hauch angenehmer gewesen. Aber egal! So wars ein kleines Abenteuer. Auch gut! Wandern bedeutet in den Lofoten vor allem: a) es wird steil b) die Aussicht wird phänomenal. Stürmische Zeiten in Utakleiv.

 

Wadentraining im Alpstein-Massiv

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Der Vorsatz: Etwas Gemütliches zum Reinkommen nach der Alpinkletter-Winterpause. Die Realität: Ich stehe ungemütlich weit über dem letzten Haken, suche nach dem weiteren Routenverlauf und rechne jeden Zug damit, jetzt dann gleich abzufliegen. Und doch hält es immer wieder und nach rund 129 Ewigkeiten in dieser einen Seillänge erreiche ich den Stand. Geil! Ich bin unglaublich stolz.

Am Einstieg des Thurgauerwegs am Wildhuser SchafbergDas mit der “gemütlichen” Tour zum Reinkommen hat dann natürlich wieder mal nicht so geklappt. “Thurgauerweg”/”Langstraße” an den Wildhuser Schafbergen hatte ich mir ausgesucht. Sechs Seillängen, 6a, 5c+ olbigatorisch. “6a?!” denkt sich da womöglich der ein oder andere von Euch. Stimmt, immerhin waren das Graue Element und auch die Wildenverschneidung deutlich schwerer. Diesmal wollte ich aber vollwertiges Mitglied in der Seilschaft sein, wollte ebenfalls Seillängen führen und herausfinden, ob ich 5c+ wirklich obligatorisch klettern kann – auch weit über dem letzten Haken. Für mich ein großes Ding, denn bloß weil man beim Sportklettern im achten Grad unterwegs ist oder schon im übertrieben gut gesicherten Tannheimer Tal relativ schwer klettern war, heißt das alpin noch gar nichts.

Erstmal ausschlafen

Hmmm, Salz!! Yummi!Nach einem sehr gemütlichen Freitag erreichten wir irgendwann spät Abends den Parkplatz – und wurden wenige später durch ein seltsames Geräusch geweckt: Regen. Ungünstig! Wir schliefen weiter, hofften auf einen kurzen Schauer. Irgendwie hörte es aber nicht auf, was dafür sorgte, dass wir den Wecker morgens um sieben getrost ignorierten und einfach ausschliefen. Tut nach einer arbeitsreichen Woche auch gut. Die Straßen waren pitschnass. Irgendwann gegen zehn wanderten gemütlich durch die herrliche Schweizer Bergwelt in Richtung Wildhuser Schafberge. Kuhglocken, grüne Wiesen, malerische Hütten. Nur die dicken Wolken, die in allen Gipfeln hingen, störten die Bilderbuchoptik. Aber ausgerechnet “unser” Gipfel erstrahlte im Sonnenschein – wenn Engel reisen!

DCIM103GOPROThurgauerweg/Langstraße

Der Einstieg war einigermaßen leicht zu finden, die erste Seillänge hatte es aber dann doch gleich in sich. Er schnaufte und konnte sich sichtlich nicht entscheiden, welche Klettertechnik hier in diesem breiten Riss besser war: Piazen? Kaminklettern? Nur an der Wand entlang?! Während ich nachstieg, war ich dann doch ganz froh, ihm die Führung in der ersten Seillänge überlassen zu haben – die Hakenabstände waren durchaus sportlich. Und für 6a wurden die Arme erstaunlich müde – aber es ging doch ganz gut, was mich ermutigte, die nächste Seillänge zu führen. So hatte ich es mir vorgenommen!

Wechselführung

GOPR2696Die Abstände waren auch hier nicht weniger anspruchsvoll, konnten aber mit mobilen Sicherungsmitteln teilweise entschärft werden. Blieb nur noch die Tatsache, dass die zweite Verschneidung nass war… Aber auch das gehört halt zum Alpinklettern dazu. Umdrehen, ohne es wenigstens versucht zu haben, schien mir eine Option, die ich garantiert bereuen würde. Also erstmal schauen, ob man es nicht irgendwie umgehen konnte… Et voilá: Man konnte und ich kam einigermaßen stolz am Stand an. Nice, nice! Es folgte eine wunderschöne 6a mit fiesem Finale zum Stand hin und schon wieder war ich dran. Ich zögerte nicht und hoffte einfach mal, dass der Stand “direkt da oben an dem großen Graspolster” kommen würde. Aber wir waren hier nun mal nicht im Tannheimer Tal… Vorsichtiges Nach-oben-Wackeln brachte dann die Ernüchterung: Kein Stand. Und auch weit und breit keiner zu sehen. Und eigentlich auch kein Haken. Also weiter, vielleicht wird’s ja leichter! Es folgten dann doch noch viele, viele Meter, einige selbstgebaute Sicherungen, ein paar überraschend wacklige Züge ungemütlich weit überm letzten Haken und dann plötzlich tauchte er doch noch auf: Der Stand. Rettung! Wie geil ist das denn! Ein lupenreiner Vorstieg mit sauberen Hakenabständen, Junge, Junge!

Done for today!Die letzte Seillänge war ich dann doch froh, nicht mehr führen zu müssen, der Kopf war schon ziemlich durch. Aber egal! Auch wenn ich schon in schwereren Alpintouren unterwegs war, war das hier doch ein riesiger, ganz persönlicher Erfolg. Eine alpine acht nachzusteigen oder eine Sportkletter-Tannheimer-Tal-Route zu klettern ist nun doch noch einmal was anderes als das hier. Ich war stolz. Bin stolz! Wenn das Jahr so beginnt, bin ich gespannt, was noch so kommt!

Wildhaus bei strahlendem Sonnenschein Die hintere Wand ist unsre. Schweizer Ingenieurskunst. Heidiland Die etwas höheren Gipfel stecken alle in den Wolken. Wildhuser Schafberg voraus! Natürlich den Pfad zum Einstieg nicht direkt gefunden. Kaltstart! Saubere Hakenabstände und irgendwie ganz schön pumpig für den Grat. Er crushed trotzdem, wenn auch etwas schnaufend... Mai scheeee.... Gut steil für den Grad! Sehr gut! Er steigt aus der nassen Verschneidung aus. Nomen est omen...? Platt! Die letzte Seillänge hats dann doch nochmal in sich! Langsam kommen die Wolken doch immer näher. Finale! In heller Vorfreude auf Pastaaaa!

Seitenwechsel: Bollenwees

Mit dem Bike zum Gasthof Bollenwees.Das Alpstein-Gebirge bietet sooo viele Kalkfelsen, dass man sich nur schwer entscheiden kann. Letztendlich wählten wir als zweite Tour den “Patschhändlischreck” an der Neue Südplatte oberhalb vom malerischen Gasthof Bollenwees – also genau auf der anderen Seite dieses kleinen Gebirges. 600 Höhenmeter mit dem Bike, weitere 400 zu Fuß. Zugegeben, wir waren ziemlich fertig, als wir am Einstieg ankamen. Aber es waren eigentlich nur zwei schwere Seillängen (eine 7, eine 6)  – der Rest leichter als die Tour von Samstag.

Mit Wald im Gesicht sieht man schlecht

Topmotiviert nach der vierten Seillänge im Patschhändlischreck.Ich hatte ja noch darauf gehofft, dass wir da einfach gemütlich durchcruisen würden, aber letztendlich war die 6b noch die schönste Seillänge und die anderen ganz schön schwer für den Grad. Überhaupt, viel war quer durch die Botanik, durch brüchiges Gelände oder halt einfach nicht so schön. Oder waren wir schlicht müde? Obwohl wir beide zwischenzeitlich etwas semi-motiviert waren, stiegen wir sie dann doch noch bis oben durch. Während ich mich auf den letzten Metern zum Gipfelbuch durch fiese Föhren zwängte – mehr Holz als Fels in den Händen (und noch dazu nicht mal sicher, überhaupt noch auf dem richtigen Weg zu sein, man sieht ja nix mit Bäumen im Gesicht), blieb die Motivation irgendwo in den Büschen hängen. Erst als ich nahezu unvermittelt über den letzten Stand stolperte, war doch wieder alles ok. Geschafft! Im doppelten Sinne! Yeah!

Und als Finale noch ein bisschen... Überraschung! Botaaaanik!Runter…

Glücklicherweise umarmte das Seil beim Abseilen keinen dieser Bäume zu sehr und so standen wir nach rund vier Stunden wieder am Einstieg. Und was beim Zustieg so endlos schien, schafften wir im Abstieg/Abfahrt in deutlich weniger als einer Stunde. Hat sichs also doch gelohnt, die Bikes diese brutal steile Straße hochzuschieben!

…und heim!

So. Kaputt. Heimwill!Einen Kaffee, einen Chickenburger, eine große Portion Pommes, eine Pizza und eine Bananenmilch später saßen wir dann wieder daheim auf dem sonnigen Balkon und grinsten fröhlich. Ein tolles Wochenende! Und mal wieder mit dem besten Typ der Welt. War auch mal wieder Zeit!

 

Zweiter Tag, gleiches Gebirge, andere Seite. Willkommen im Paradies! Für ein paar Meter geht es gar nahezu waagerecht ins Tal rein. Ansonsten ist die Zufahrt wirklich, wirklich steil. Niom niom niooommmm.... Malerischer Fählensee! Fählensee. Die Felsen rechts wollen wir hoch. Wer klettern will und das hier sieht, ist falsch ;-) Gut, die erste Seillänge war jetzt erstmal ziemlich botanisch. Wird sicher besser? Vor der Schlüsselseillänge. Zwei Seillängen to go. Vorzeigewasserrillen. Ja wer krabbelt denn da durch den Wald? Abstieg nach Bollenwees. Scho schee

 

 

Olperer Nordgrat &Überschreitung

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Wenn die Bloggerfreunde von WUSA und HOCHTOURIST zusammenkommen, ist einiges eigentlich schon vorne rein fix: Es wird ein richtig gutes Wochenende mit

  1. richtig guten Leuten mit
  2. richtig guten Touren mit
  3. richtig viel zu lachen und
  4. riiiichtig viel Blödelei.

Und so auch diesmal: Die Olperer Überschreitung und der Hohe Riffler stand auf dem Speisezettel, mit dabei waren Wu und Sa von WUSA und Casi von Hochtourist.

Bei ungefähr 69°C ging es ohne Klimaanlage in einer kleinen ausgeliehenen Nussschale vom Büro direkt ins Zillertal. Fahrspaß sieht anders aus, aber dank Cola, Latella und diversen anderen Leckereien schaffte ich es tatsächlich bis zum Treffpunkt, wo mich die restliche Crew mit der tiefgekühlten Mercedes-Limousine einsammelten. Halleluja, geil!

Olpererhütte: schick!

Blick von der Olpererhütte in Richtung Schlegeisstausee, Hochfeiler und Großer MöselerEine Mautstation und der ein oder anderen ausgetauschten Neckigkeit später standen wir am Schlegeisstausee und eine Stunde später an der nagelneuen Olpererhütte. Schickes Teil! Alles aus Holz und wirklich schön gemacht – das große Panoramafenster im Speiseraum wirkt auf den ersten Blick wie eine kitschige Tapete  – bis zum Moment, in dem man realisiert, dass das vermeintliche „Bild“ ein „Fenster“ ist. Geniale Idee!

Olpererhütte: teuer!

_DSC7706Das Essen war gut, die paar Biere auch –allerdings nur bis zu dem Moment, in dem wir die Preise auf der Rechnung sahen. Hui, morgen trinken wir weniger! Da hier wohl viele die Zeche prellen, wird auch immer gleich abgerechnet, was irgendwie bisschen unentspannt war. Aber muss wohl sein – auch wenn die Kollegen auf dem benachbarten Friesenbergerhaus einigermaßen entsetzt waren über diese Manier und auch die Preise. Dort läuft noch alles so, wie man es auf einer Hütte halt erwartet.

Olperer: Los gehts!

MIt solchen Leut am Berg kann eigentlich gar nix mehr schief gehen....Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es am nächsten Tag ab zum Olperer. Irgendwie hatten wir alle nicht so richtig auf dem Schirm, dass es sich dabei um ein ausgewachsenes Skigebiet handelt – so richtig mit Bahnrattern, fahrender Pistenraube und slalomierenden Skifahrern. Irgendwie skurril. Wir stapfen stoisch auf der Piste (!) bis zum Grat, legten das Kletterzeug an und stiegen die einigermaßen steile Schneeflanke nach oben. Von 35° Steilheit war dank der ausgetretenen Spur kaum was zu spüren und auch die vereiste Querung zum Fels ging gut.

Am Grat

Am Olperer NordgratDann ging es ans Eingemachte. Yeah! Am laufenden Seil kraxelten wir auf dem breiten Rücken nach oben – die ersten Meter waren dabei gleich mal überraschend plattig. Mit Bergschuhen und im „Vorstieg“ für mich ein Novum, aber es ging super und machte einfach maximal Spaß. Casi überließ mir direkt vor der Schlüsselstelle dann tatsächlich den gesamten Vorstieg. So ein Charmeur 😉 Es machte einfach Spaß, Friends und Keile zu versenken und an diesem massiven Fels unterwegs zu sein. So geil! Leider aber auch viel zu schnell vorbei, denn nach 3,5 Stunden nach unserem Start an der Olpererhütte klatschten wir etwas unterhalb der Gipfelkreuzmeute ab. Vom Normalweg strömten immer neue Leute nach, die sich teils sichtlich unwohl in dem Gelände fühlten.

Am Gipfel

Team WuSa folgte wenig später und sorgte doch noch für ein Gruppenbild an diesem schönen Gipfel. Der Blick auf den markanten Schrammacher, den blauen Schlegeisstausee, die steile Nordwand vom Hochfeiler, die Große Möseler…  Mal wieder ein Panorama zum Niederknien. So richtig warm war es oben aber nicht und so ging es bald über den immer noch stark belebten Schneegupfgrat abwärts. Im Gegensatz zu allen anderen packten wir das Seil weg und stiegen ohne Sicherung ab – so waren wir im Gewusel der Seilschaften flexibel und konnten immer wieder vorhuschen, um zu überholen.

So schee... Im steilen Schneefeld zum Olperer Nordgrat. Jetzt gehts los! Am "Einstieg" des Olperer Nordgrats. Casi an der Leine. Die Schlüsselstelle sichern wir ordentlich, der Rest geht am laufenden Seil. Sabrina die Wilde im Vorstieg! Großer Möseler vom Olperer aus gesehen. Schicke Aussicht! Gar nicht so unsteil - aber mit Drahtseilen und Abseilstand entschärft. Feine Ausblicke...

Und noch ein Gipfel

So ein schöner. Der Schrammacher ;-)Die Kletterei war nett und machte Spaß. Verrückt, ich glaube fast, vor einem halben Jahr hätte ich mich hier noch kräftig gegruselt. Das Finale kurz vor dem großen Schneefeld an nagelneuen Stahlseilen forderte überraschend Muskelkraft, der restliche Abstieg durch den weichen Schnee und das einigermaßen end[lose] Geröll dann eher nur noch Nerven. Wir hängten spontan noch den Hüttenberg „Riepenkopf“ an – wohl einer unserer ersten Gipfel, der gänzlich ohne Aufstieg erklommen werden kann! Das breite Plateau verführte mich zu einem kleinen Nickerchen, während die anderen dem Internetempfang frönten. Diese Blogger 😉

_DSC7778Der Käsesahnekuchen samt Bier, Schnaps (Wirtin: Ihr warts am Gipfel? Dann hab ich was für Euch! …nachmittags um vier, yummi) und Skiwasser schmeckte natürlich dementsprechend gut und so ging „Kaffee und Kuchen“ direkt in “Abendessen” und “Nachtbierchen” über. Wozu arbeiten, wenn man’s Geld nicht ausgibt… Abermals viele, viele Neckigkeiten später gings dann doch noch ins Bett, aus dem uns die herrliche Morgensonne herauslockte. Auf zu neuen Gipfeln! Dazu im zweiten Artikel morgen mehr.

 

 

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Und sie froren sich die Wand hinauf (Sechser-Kombi/Hiltimanie, Widderstein)

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Ich spüre rein gar nichts mehr, allenfalls, dass der Fels so dermaßen rau ist, dass die Finger dort eigentlich schon halten sollten. Ich versuche, die Kälte zu ignorieren und zügig weiterzuklettern. Über uns warten noch 13 Seillängen. 

Wir lassen unser Zeug am Normalweg und steigen die restlichen Meter über Geröll und brüchiges Schrofengelände  mit Seilen am Rücken hoch.Es sind turbulente Wochen. Ich habe mir absichtlich das Wochenende nicht groß verplant, das Wetter war ohnehin einigermaßen bescheiden vorhergesagt. Als dann aber am Freitag die Vorhersage für Sonntag überraschend gut wurde, erinnerte ich mich an eine lose Verabredung mit einer Bekannten für Sonntag zum Alpinklettern. Ich hatte ja irgendetwas Unspektakuläres im Tannheimer Tal angedacht, aber plötzlich kam mir da etwas ganz anderes in den Kopf. Widderstein, Hiltimanie bzw. die Sechser-Kombination. 6a, 11  Seillängen (14 mit Gehpassagen), 400 Meter Wandhöhe, „herrlich griffige, athletische Wandkletterei, die ohne weiteres mit Dolomiten Klassikern zu vergleichen ist.“ schreibt der Erschließer Walter Hölzler. Vor einem halben Jahr hätte ich noch entsetzt den Kopf geschüttelt. Elf Seillängen! 400 Meter! 4 Haken auf 35 Meter! 6+! No way!! Aber irgendetwas hat sich im vergangenen halben Jahr in meinem Kopf grundlegend geändert. Ich schlug meiner Seilpartnerin ohne weiter darüber nachzudenken zwei Touren vor – eine schwere im Tannheimer Tal (dort sind etwa 35 Haken auf 4 Meter) und eben jene am Widderstein. Sie sagte spontan für letzteres zu. Oh. Shit. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Ich kann das!

Nach kurzem in-mich-Reinfühlen willigte ich ein. Ich war nervös, aber andererseits wusste ich, dass ich 6+, zumindest im Allgäu, klettern können sollte, immerhin hatte ich schon zwei 9- in der Tasche. Passt scho, geht scho! Wir einigten uns darauf, am Samstag Abend schon nach Baad zu fahren, im Bus zu schlafen und am nächsten morgen recht früh zu starten. Die vergangenen Wochen waren so warm, dass wir eher Angst hatten, von der prallen Sonne gegrillt zu werden. Dass wir wie die Schlosshunde frieren würden, hätte ich nicht gedacht.

Wolkenspektakel

5.50 Uhr. Start! Wir radelten mit den Bikes bis zur Bärguntalpe, wo uns die unheimlich sympathische Älplerin uns alles Gute wünschte und sichtlich besorgt uns darauf hinwies, dass es da oben wirklich brüchig sei. Wir nahmen ihren Rat zu Herzen und wanderten durch die kühle Morgenluft. Die Wolkendecke lichtete sich immer mehr – es schien ein wirklich schöner Tag zu werden. Recht genau drei Stunden später standen wir startbereit am Einstieg. Wir hatten uns beim Umpacken, Anziehen und Durchklettern des Schrofengeländes scheinbar Zeit gelassen. Egal, die Tage waren lang und wir waren die ersten an der Wand.

Morgens war noch der ganze Himmel bedeckt, die Wolken verzogen sich aber schnell Blue Sky! Wenn Engel reisen! Herrliche Wolkenstimmung Wolken im Lechtal. Nicht mehr weit. Kuhglocken, blauer Himmel, kaum jemand unterwegs. Ein perfekter Tag. Da isser! Mächtiger Berg. Romantisch.

Kaltstart

Karo in der zweiten Länge der Hiltimanie/Heckmair-GedenkwegIrgendwie hatten wir uns ohne groß darüber zu sprechen darauf geeinigt, dass ich die zwei Schlüsselseillängen machen würde. Das bedeutete im Umkehrschluss, dass Karo anfangen würde. Heilfroh, doch noch spontan die dünne Daunenjacke in den Rucksack geworfen zu haben, zitterte ich unten, während die Lady gegen die tauben Finger kämpfte. Beim Nachstiegen verstand ich dann, weshalb sie so zaghaft geklettert war. Der Fels war brutal kalt. Aber dafür keine Spur von Brüchigkeit.

Die schweren für mich

DSCN1736Am Stand verlor ich nicht viel Zeit, übergab nur kurz den Rucksack und kletterte weiter – schnurstracks in die erste Schlüsselseillänge. Die Haken waren perfekt gesetzt – was hier aber nicht „eng“ bedeutet! Ich erinnere mich noch, wie ich einige Meter über dem letzten Haken in mich reinmurmelte, dass das aber ganz schön sportliche Abstände seien. Mir machte es überraschenderweise nichts aus, die Kletterei war gängig und an der Schlüsselstelle kam wieder ein Haken. Man hätte auch einen Friend versenken können. Aber die fixen Sicherungen waren tatsächlich wirklich ideal gesetzt – gerade noch genug, um den Weg nicht zu verlieren, aber auch nicht übertrieben. Sehr cool. Und die Steigerung zu ordentlich gesetzten Haken: Sonne am nächsten, ausgesprochen gemütlichen Stand. Jaaaah, da strahlt das Herz! Ich machte es mir gemütlich und sicherte nach. So darf es weitergehen! Ich war glücklich.

God is a climber!

Bei so vielen Henkeln brauchts keine Haken,Über Gras und ein paar steile, überraschend schwere Aufschwünge (Fünfergelände!) ging es zum markanten Grasband direkt unter der Hauptwand. Eine andere Seilschaft war vom Normalweg reingequert und kam uns kurz zuvor. Egal, wir machten eine ausgedehnte Frühstückspause und stiegen wiederum einigermaßen durchgefroren und in Daunenjacken in die nächste Seillänge ein. Die Sonne hatte es noch nicht bis hier her geschafft. Dafür entschädigte eine phänomenal gängige Verschneidung für die kalten Pfoten. Ein Sechser-Überhang später folgte abermals eine Schlüssellänge, ein sauber ausgesetztes Dach, das so groß war, dass von unten gar nicht gleich klar war, wo man es überhaupt überwinden würde. Ein paar kräftige Boulderzüge später war aber auch das geschafft. Irgendwer hatte da wirklich ganz saubere Arbeit geleistet beim Setzen der Griffe. Perfekt! God is a climber?! Und noch eine schöne Nachricht: Von nun an würde es nur noch leichter werden!

Wir schaffen die Tour! Ganz Easy!

Karo zitterte sich eine kaum gesicherte Vierer-Seillänge nach oben, wo meine nagelneuen Friends endlich sinnvoll zum Einsatz kamen. Für mich wartete die letzte etwas schwerere Länge mit so vielen Henkeln, dass man gar nicht recht wusste, wohin man greifen soll. Phänomenal!! Da brauchte es tatsächlich nicht viele Haken. Langsam machte sich Euphorie breit. Wir hatten inklusive der Gehpassagen bereits zwölf Seillängen geschafft – inzwischen war klar, dass wir tatsächlich oben rausklettern würden. Und zwar ganz, ganz easy! Während ich gegen den kräftigen Seilzug auf dem Weg zum Stand kämpfte, wurde das Grinsen immer breiter. Oida. Leck. 11 Seillängen in einer deutlich größeren Wand als im süßen Tannheimer Tal. Völlig eigenständig. Als Mädelsseilschaft. Sauber in Wechselführung. Oida leck! Ich war so glücklich. Und stolz!

SUMMIT!

HltiDie letzten Seillängen oben raus waren dann nur noch Kür. Ich war schon fast traurig, dass die Tour bald zu Ende sein würde, denn der Fels war wirklich großartig. Ich wackelte mich noch den letzten, dann doch noch überraschend brüchigen Aufschwung nach oben und sah das Gipfelkreuz. Wir hatten es echt geschafft. In sechs Stunden, ohne besonders Gas gegeben zu haben und inklusive der ausgiebigen Frühstückspause auf dem Band. Das war schon mal ziemlich gut! Wir fielen uns in die Arme, genossen die Dank des diesigen Himmels schon fast herbstliche Stimmung und machten uns für den Abstieg auf dem gerölligen Normalweg bereit.

Von oben sieht es irgendwie grasiger aus als von unten. Kühles Frühstück und Topo checken - bei phänomenaler Aussicht! Erstes Wandbuch. Knifflige Wegfindung in der leichtesten Seillänge. Letzter Aufschwung. Tiefblick. Der Überhang in der Schlüsselseillänge. Mir fiel er deutlich leichter als der in der Fünfer-Seillänge etwas weiter unten.

Joggend ins Tal

Nicht besonders schön, aber auch nicht sonderlich schwer war der erste Teil des Abstiegs, den ich bisher nur mit Steigeisen und viel Schnee gemacht hatte. Wir joggten den Rest raus und standen samt Fahrrad ziemlich genau zwölf Stunden später wieder am Auto in Baad. Was für eine komplett geniale Aktion war das bitte!?

htlFacts zur Tour:

„Herrlich, griffig, athletisch“ trifft es wirklich perfekt. Die Borhaken sind für manche womöglich etwas spärlich, aber dafür (bis auf einen) perfekt gesetzt. Eine absolut empfehlenswerte, gutmütig bewertete Tour. Unbedingt machen! Ein Traum!

Vielen Dank an Karo fürs Wild-Genug-Sein zum Mitkommen und fürs Fotografieren. Meine Cam hatte über Nacht den Geist aufgegeben… Geil wars!

 


Momente: Feierabendkletterei

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IMG_20150722_224342Während die letzten kommandobrüllenden Seilschaften im Abendlicht abseilen, steigen wir gerade ein und cruisen durch die Wand. Wir genießen die abendliche Ruhe der Berge, verständigen uns lautlos und freuen uns an der abwechslungsreichen Kletterei. Die Handgriffe sitzen, wir sind schnell. Es läuft.
Es ist ein Privileg. Nein, es sind viele Privilege. Einen Job zu haben, der das ermöglicht. Die Nähe zu den Bergen. Die eigene Fitness und das Können zu besitzen, solche Touren „mal eben“ zu machen. Die Bekanntschaft mit den passenden Leuten… Ich bin dankbar für dieses Leben.

Kuschelrock, Tannheimer Tal. An einem Dienstag nach der Arbeit.

Momente: Was geht ab!?

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Es hat sich viel verändert. Ich habe mich verändert.

Ich bin Single.

Wer ist diese Frau?

Ich weiß nicht recht, wie das FuckYeahalles kam, aber nun hänge ich hier. In einer Wand, in die ich noch vor einem halben Jahr nie, niemals eingestiegen wäre. Schon gar nicht im Vorstieg. Nun bringen wir in sauberer Wechselführung Seillänge nach Seillänge hinter uns, verlieren unsere Verfolgerseilschaft bald aus den Augen und klettern durch diese riesige Wand. Die Nordwand der Westlichen Zinne. Was für ein Trumm.

Nach der Schlüssellänge, die mit Rucksack durchaus anstrengend ist, bin ich erschöpft, aber mache keinen Rückzieher und steige immer wieder aufs Neue vor ins Ungewisse. Ich mache mir selbst Angst. Wo ist die ängstliche Lady hin, die spätestens nach der sechsten Seillänge mental zerstört war? Die sich bei den rostigen Schlaghaken sauber ins Hemd gemacht hätte? Die das mal garantiert (!) nicht im Vorstieg durchgezogen hätte?

Es ist furchteinflössend und ich kann es mir nicht erklären. Aber andererseits eröffnet es unglaublich viele Möglichkeiten. Es ist eine spannende Zeit.

Ich entdecke mich völlig neu.

 

Crashkurs im Klettern für Große (Cassin, Westliche Zinne)

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Er hatte einmal beiläufig die Drei Zinnen als mögliches Ziel vorgeschlagen. Ich hatte damals gelacht, nahm es als Scherz. Etwas später erwähnte er die Cassin. Ich kannte den Namen, konnte die Tour aber nicht zuordnen. War aber sicher, er würde etwas an der kleinen Zinne oder an irgendeinem Seitenklapfen meinen. Aber ich irrte. Es war eine DER Touren in den Dolomiten. An der Westlichen Zinne höchstpersönlich. Ich war sprachlos. Unentschlossen. Begeistert. 

Die Drei Zinnen im ersten Morgenlicht5 Uhr, Parkplatz der Auronzohütte: Nach einem gemütlichen Frühstück im Schein der Stirnlampen schlenderten mein Arbeitskollege Michi und ich in Richtung Einstieg. Es war überdurchschnittlich warm, der Himmel völlig klar. Die Zacken um uns herum leuchteten vorsichtig im allerersten Morgenlicht. Es war ganz still, wir waren allein. Nach einigen Minuten eröffnete sich das erste Mal der Blick auf die berühmten Drei Zinnen. Ich traute meinen Augen nicht, so imposant waren diese Gipfel.

Ich fühlte in mich rein, war nicht nervös. Seltsam, eigentlich sollte ich bei dem Anblick zittrige Knie bekommen. Nun fühlte ich nur Vorfreude. Ich war gespannt, wie es laufen würde. Wusste aber natürlich auch, dass mich mein Seilpartner notfalls problemlos aus der Wand herausführen könnte. So schwer war die Kletterei in der Cassin nicht – die Crux konzentrierte sich auf wenige Seillängen in der Mitte. Allesamt Quergänge, aber im Internet stand was davon, dass da so viele Haken steckten, dass man auch so durchkommen könnte. Beim Rest wusste ich, dass ich es zumindest klettertechnisch drauf haben sollte – wie mein Kopf aber rostige, alte Schlaghaken und ggf. nicht ganz eindeutige Wegfindung finden würde, das konnte ich nicht einschätzen. Zeit, es herauszufinden!

Crashkurs im Dolomiten-Klettern

Einstieg in die CassinMichi kannte natürlich den richtigen Weg zum Einstieg, wodurch wir die Seilschaft, die eigentlich vor uns unterwegs war, doch noch überholen konnten.  Als erstes in diese beliebte Tour einzusteigen hieß schon mal Gutes. Er übernahm die erste Seillänge und hängte gleich mal zwei zusammen. Lektion #1: Zwei Seillängen bedeutet nicht zwingend zwei Seillängen. Die Kletterei war cool – es gab Griffe! Ich feierte spontan ein bisschen, freute mich über Ordentliches zum Greifen, über das gute Wetter, die schöne Morgenstimmung und patschte so vor mich hin. Spätestens als mir auf der Hälfte gleich mal ein Griff halb entgegenkam, war die Aufmerksamkeit dann aber doch voll da und ich kletterte sauber dem Seil hinterher – dicht verfolgt von einer weiteren Seilschaft, die einen alternativen Einstieg gewählt hatte.

Erster Stand. Lektion #2: Ein paar Schlaghaken und viel Vertrauen in das alte Metall = Stand. Alles klar, her mit den Exen! Auf die Frage, wo es jetzt hinginge, kam nur irgendwas von „irgendwo da links vom grauen Streifen und dann schaust halt mal, wo ein Stand ist. Du kannst auch einfach so weit klettern, wie das Seil reicht, ich komm dann sonst halt nach„. Okey, Lektion #3: Wir nehmen das Topo bestenfalls als Orientierungshilfe und bauen die Stände dort, wo es uns passt. Das könnte spannend werden, wo ich mich doch vor langen Seillängen so fürchte. Egal, erstmal los.

Lektion 4: Ganz wichtig

Am Anfang der CassinÜber leichtes, aber dafür völlig ungesichertes Gelände ging es irgendwo in Richtung grauen Streifen vor einen kleinen Pfeiler. Links rum? Rechts rum? Naja, Hauptsache hoch. Ein Friend sorgte für ein bisschen Sicherheit und siehe da: Zwei rostige Haken direkt übereinander. Das hier soll der erste Stand sein? Wirklich? Ich kletterte noch einen Meter weiter – Vierergelände war das übrigens eher nicht – stand auf einem aussichtsreichen Plateau mit zwei anderen Haken, von denen der eine ganz gut aussah. So fast ohne Rost und so. Der andere dafür ganz klassisch rotbraun. Und beide irgendwie ungünstig weit drüben. Puh, joa… Hier Stand bauen? Zurück zu den anderen zwei Haken? Einfach weiter, „bis das Seil aus ist“?! Spontane Ratlosigkeit. Runter, hier bleiben, hoch, runter, hier bleiben ho… Äääeeheeeeem….. Egal. hier bleiben. Wie war das jetzt dann nochmal mit Reihenschaltung?

Stand mit AussichtIch war leicht unter Druck. Wusste, dass der Meister inzwischen schon ungefähr 50 Meter weiter wäre und unsere Verfolgerseilschaft garantiert schon weiß vor Ärger war, dass sie sich die Führung von einer langsamen Frau-Mann-Seilschaft wegschnappen lassen hatten. Naja, egal. Erstmal was Ordentliches hier aufbauen, Seil einziehen, nachsichern. Er war natürlich innerhalb gefühlter 1,25 Minuten bei mir, einige Sekunden später waren ein paar Exen von meinem Gurt gepflückt und weg war er. Lektion 4: Wir machen Pause, wenn wir oben sind. Den Stand gerade über uns ließ er natürlich aus, zog gleich rüber in den Quergang und hängte sich, als das Seil nahezu aus war, mitten in die Wand. Alles klar, so kann man sich zumindest das Ausrechnen am Einstieg sparen, in dem man säuberlich abzählt, wer einsteigen muss, um die Schlüssellänge zu klettern.

Etwas ausgesetztAusgesetzt mitten in der Wand

Als ich nach etwa vier Ewigkeiten zu ihm aufgeschlossen hatte, wagten wir doch mal einen Blick ins Topo. Wir waren irgendwo in der Mitte der vierten Seillänge, vor uns lag noch kurz Siebenergelände und anschließend die 15-Meter-lange Schlüssellänge. Ich ließ ihm spontan den Vortritt. Während er irgendwo jenseits der Kante die positiven Leisten, den herrlichen Stein und die genialen Bewegungen feierte, hatte ich Zeit für das phänomenale Panorama. Die umliegenden Berge leuchteten im Morgenlicht, die grünen Seen sooo weit unterhalb waren schon ganz klein. Mein Blick fiel auf das Seil, das einige Meter ins freie hing. Ausgesetzt war das hier irgendwie schon.

Während ich noch darüber sinnierte, wo eigentlich meine Angst hin ist, war er natürlich auch schon wieder am Stand und es wurde ernst. Anfangs noch cool. Schön, steil, gute Leisten, auch was zu stehen! In der Schlüsselllänge der CassinDirekt vor der Schlüssellänge übernahm ich allerdings den Rucksack, der da zurückgelassen hing und plötzlich waren die coolen Leisten gar nicht mehr ganz so cool. Und die Tritte fehlten auch und überhaupt war ich selbst plötzlich verdammt schwer. Ich wollte ungern die Zuverlässigkeit der Haken hier testen, wollte aber auch nicht irgendwo ins Nirgendwo stürzen und krabbelte einigermaßen ungelenk herum. Achter mit Rucksack, geräumigen Alpinkletterschuhen und dann auch noch quer zu klettern, das will halt mal gelernt sein.

Querklettern, Abklettern, Wasserfallklettern…

DSC01158Als ich endlich am Stand ankam, war ich erschöpft. Aber hilft nix! Weiter in die nächste Querung. Sechsergelände mit drei Meter Abklettern zum nächsten Stand. Lektion  #5: Abklettern ist im Vorstieg cool, aber leider nicht leicht. Genaugenommen sogar sauber knifflig. Und wenn dann unten eine Armada rostiger Haken wartet, bei der man gar nicht weiß, welcher da jetzt der zuverlässigste sein soll, dann ist das irgendwie unentspannt. Aber wird schon halten. Er kam flink nach, riet mir noch kurz, künftig beim Abklettern auch an meine Nachsteiger zu denken (Zwischensicherung anbringen! Lektion #6) und war auch schon wieder weg. Erster Stand natürlich überklettert, irgendwo paar Meter vor Seilende wieder irgendwas selber gebaut. Kennen wir ja jetzt schon. Ich hinterher, langsam echt müde. Aber anstatt zu fragen, ob ich noch vorsteigen wolle, hing auch schon das Geraffel wieder an meinem Gurt und los gings. Ich überkletterte auch mal einen Stand (mit Borhaken!), nur um ein paar Meter weiter an ein paar rostigen Teilen was zu bauen, weil das kommende Terrain so schwer aussah :) Kurzzeitig schlechtes Gewissen, dass er garantiert nie wieder mit mir losziehen würde, weil man bei dem Tempo ja gar nie ankommt…

War nicht ganz so steil ;-)Und während ich mich noch freute, dass wir bereits die schwierigsten Seillängen hinter uns hatten und dass es jetzt womöglich entspannt würde, kam eine weitere Lektion: Wasserfallklettern. Macht man im Winter? Ne, macht man in der Cassin auch im Sommer. Nach der sauberen Dusche und mit nassen Klamotten erreichten wir ein breites Band, auf dem wir das erste Mal für ein paar Minuten rasteten. Tranken. Aßen. Guckten. Atmeten durch. Ab jetzt würde es nur noch leichter. Die Verfolger waren inzwischen längst abgehängt, sie kletterten die schweren Seillängen technisch, was natürlich Zeit brauchte.

Kleiner Mensch = kleine Augen = schlechte Sehkraft!

Lang währte die Pause nicht, die Wolken türmten sich inzwischen schon dunkel auf. Ich ging weiter, hangelte mich über einen seltsamen Überhang, schaffte es, die mobilen Sicherungen so ungünstig anzubringen, dass sich das Seil einmal verhakte und das nächste Mal der Seilzug so stark war, dass ich es nicht bis zu einem ordentlichen Stand schaffte. Im Amphitheater der oberen Seillängen.Aber die versprochenen Sanduhren waren ohnehin nirgends, also baute ich was ausgesprochen Windiges und vertraute aufs Karma. Er zog an mir vorbei und in eine Verschneidung rein, die a) nass und b) sogar bei ihm ganz schön anspruchsvoll aussah. Lag wohl daran, dass sie wirkklich ernsthaft nass war.

Den nächsten Stand fand er nicht, ließ ihn also konsequent aus und kletterte diesmal, bis das Seil wirklich zu Ende war. Lektion 7: Wenn das Seil aus ist, hinterherklettern. Wir kletterten einige Meter simultan und anschließend die unangenehmste Seillänge der Tour. Nasser Scheiß bei dem ihm offensichtlich nach oben hin die Sicherunsmöglichkeiten ausgegangen waren.  Abenteuerurlaub! Weil ich ja Lektion #4 bereits verinnerlicht hatte, gab es keine Pause, sondern direktes Weiterklettern. Leichtes Gelände, ohne Sicherung. Ich legte ein, zwei Teile und konzentrierte mich stattdessen auf die Festigkeit des Gesteins. Stand an zwei Friends, weil ich natürlich den Stand ein paar Meter weiter rechts nicht gesehen hatte. Kleiner Mensch, kleine Augen, schlechte Sehkraft. Naja, Friends halten in ordentlichen Rissen ja eh gut.

Feuchtes Finale

Am RingbandSeine nächste Seillänge war dann zur Abwechslung mal wieder ein Wasserfall, der diesmal nicht horizontal durchklettert, sondern sauber nach oben durchstiegen wurde. Finale im Geröll und dann: Tatsächlich die letzte Seillänge. Eher ungesichertes Herumgeeier auf Geröll, dass man tunlichst nicht runterwirft. Ist mir natürlich dann doch passiert. Mit schlechtem Gewissen weiter bis zum allerletzten Stand der Tour im Ringband. Nochmal ein Stand an einem alten Haken und einer definitiv nicht armdicken Sanduhr. Bis ich alles aufgebaut hatte, stand er schon halb neben mir. Wieso war ich nicht überrascht?

Irrfahrt zum Gipfel

Wilde, aber wenig beunruhigende WolkenWährend ich erstmal die schöne Aussicht, das Ausziehen der Kletterschuhe, einen Müsliriegel und das Leben genoss, war bei ihm schon alles fertig zusammengepackt und startbereit. Verdammt, Lektion 4 ist knifflig! Recht einfach ging es übers Ringband in die Sonne. Er fragte, ob ich noch auf den Gipfel wolle. Das Teufelchen auf der Schulter flüsterte noch, dass das doch jetzt eh schon genial genug war und dass wir doch eeecht müde seien, das Engelchen hielt dagegen, dass es mich fuchsen würde, nicht hochgegangen zu sein und dass ich wohl so schnell nicht nochmal hier sein würde. Ich hörte mich was von „Gipfel“ sagen und prompt fanden wir uns mit Turnschuhen in überraschend anspruchsvollem Klettergelände, die Seile sauber auf dem Rücken verstaut.

Blick von der Westlichen Zinne auf die große. Der Weg war schwer zu finden, irgendwann standen wir auf einem Nebengipfel und wussten nicht so recht wohin. Das Teufelchen hüpfte schon, hatte es doch gleich abgeraten. Michi packte seinen Alpinspürsinn aus, sicherte mich eine wirklich schwere Stelle hoch, suchte nach dem Weg und sprang leichtfüßig von der einen Ecke zur anderen dieses völlig zerklüfteten Gipfels. Irgendwann fanden wir doch wieder Markierungen und als mir langsam schon die Lust ausging, war urplötzlich alles vorbei. Ich war gerade um einen kleinen Pfeiler geschlüpft und sah alles gleichzeitig: Das Gipfelkreuz, direkt daneben meinen Seilpartner (wie verdammt kam er da so schnell hoch?!) und dann: die Große Zinne. Von oben. Ich war nur noch sprachlos. Konnte nicht fassen, was ich da sah und begriff erst ganz, gaaanz langsam, was das alles bedeutete: Wir hatten die Cassin wirklich durchstiegen. Waren durch eine der ganz großen Nordwände geklettert. Waren auf dem Gipfel. Wie um Gottes Willen hatte ICH es HIER her geschafft!?!

Vergiss Lektion 4. Genieße!

Gibt halt einfach wenig tolleres als Geröll....Nach ausgiebigen Staunen machten wir uns neben dem kleinen Gipfelkreuz über unsere Vorräte her und fanden den ein oder anderen fragwürdigen Spruch im Gipfelbuch. Ein „Highlight“: OBEN DIE BERGE – DIE FRAUEN IM TAL. OBEN DIE FREIHEIT – UNTEN DIE QUAL! Na, immerhin war „FREIHEIT“ nachträglich durchgestrichen und durch „DEPPEN“ ersetzt :)

Wir ließen zum ersten Mal an diesem Tag Lektion 4 außer Acht und blieben lange an diesem wunderschönen Ort. Der Himmel war zwar wild bewölkt, aber nicht sonderlich bedrohlich.

Der Abstieg forderte dann doch nochmal einiges an Konzentration und nach der gefühlten Ewigkeit über Geröll in sämtlichen Facetten hatte ich dann wirklich irgendwann genug. Gerade als ich mal ganz vorsichtig jammern wollte, stand er an einer Ecke und grinste breit. „Gleich wirds leichter!“, sagte er. „Ganz schön plumper Motivationsspruch, Meister“, dachte ich. Aber es stimmte tatsächlich und ein paar Minuten später kamen zunächst Scharen an Touristen und wenig später auch die Auronzohütte ins Blickfeld. Und dann: Das Auto. Einigermaßen fassungsloses High-Five. Verrückt! Komplett verrückt das alles! Ich fasse es nicht! Also wirklich, ich meine, ICH FASSE ES NICHT! Cassin! Westliche Zinne! WESTLICHE ZINNE! CASSIN! ICH!

Zum Schluss

Womöglich klingt diese Erzählung nach einer unentspannten, stressigen Unternehmung. Das war es nicht. Lektion #4 ist in dieser Art von Wand unerlässlich und widerspricht nur meinem inneren Koalamodus. Mit sechs Stunden für die Tour waren wir auch nicht sonderlich langsam unterwegs. Es war eine außergewöhnliche Erfahrung, bei der ich mir bewusst bin, dass es nicht selbstverständlich ist, jemanden zu kennen, der so viel mehr Erfahrung hat und diese auch teilt. Ich bin dankbar für diese spannende Zeit.

 

Herrliche Aussicht aus der Cassin Morgenstimmung GoPro-Optik In der Schlüssellänge. DSC01149 SechserQuergang Und runter... ...noch weiter runter... Ein paar Meter weiter unten wäre ein Borhaken (BORHAKEN!) gewesen.... Und nochmal GoPro-Optik. Zerklüfteter Gipfel Sein Blick. Mein Blick. Etwas eingesunken. Im Abstieg. DCIM103GOPRO Letztes Mal Abseilen. Und tatsächlich: Irgendwann wirds leichter!

 

Fotocredit: Alle Bilder mit normaler Farbtemperatur (eher blau): Michi D., alle mit Gelbstich und verzogenen Horizonten: ulligunde.com

Feierabendkletterei: Akrophobie (Tannheimer Tal)

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Wir hatten uns die Akrophobie ausgesucht. Naja, genaugenommen hatte wohl eher ich sie mir ausgesucht und Arbeitskollegin Lena war bereit, mal eben ihre schwerste Mehrseillängentour mit mir auszuprobieren. Für sie standen damit Seillängen bis 7- auf dem Plan, für mich 7+/8-. Natürlich hegte ich die Hoffnung, die Schlüssellänge direkt durchzusteigen, aber mitten in einer größeren Wand die Ruhe abzurufen und die Griffe richtig zu erwischen,  ist auch ein bisschen Glückssache. Aber hey, ein Versuch ist’s Wert!

Los gehts.Freitag, 14 Uhr.  Wir starteten in Richtung Tannheimer Tal, waren um drei am Parkplatz, zehn Minuten später startbereit und weitere 35 Minuten später bereits am Gimpelhaus. Hoppla, wir schienen irgendwie fit zu sein. Bis zum Einstieg dauerte es dann aber doch noch etwas. Um halb fünf stieg ich in die erste Länge ein und bekam gleich mal eine saubere Watschn ab. Ein brachial weiter Zug versaute mir gleich zu Beginn den Plan, gemütlich durchzucruisen. Die erste Länge hätte man sich schon sparen können, immerhin könnte man sie auch ganz einfach zu Fuß umgehen. Naja. Wird bestimmt besser. Aber auch die zweite Länge war irgendwie nur ein mittelmäßiger Spaß und für 6+ kurz mal ganz schön schwer.

Lena in der Schlüssellänge der Akrophobie (Tannheimer Tal)Shit happens

Eine Schrofenquerung später war’s dann so weit: Crux Time! Es ging richtig, richtig gut. Immer ein paar schwere Züge und wieder ein guter Griff. Ich wackelte mich immer eine Sicherung weiter. Es war tatsächlich noch Kraft da, während ich die zweitletzte Expressschlinge einhängte. Ich stand etwas wacklig, krallte mich an einer Leiste fest, zog Seil ein und sah in dem Moment, dass der Karabiner verdreht war… Ooookey, jetzt wirds eng. Seil loslassen, Karabiner rumdrehen, Seil nochmal einziehen. Stromnotstand!! Und zack, Kraft aus. Der Griff in die Exe und damit das Ende des Onsight-Versuchs. Schade schade! Naja, die Welt geht nicht unter. Ich hängte das Seil ein, machte noch einen Zug und hatte einen riesigen Griff in der Hand. Tja, da wäre er gewesen, der Abschlusshenkel!

Die schönste!?

Vorletzter Stand in der Akrophobie mit Blick aufs Tannheimer Tal und den Rest der Welt.Lena cruiste ohne Pause durch die Seillänge und machte sich auf ins nächste Abenteuer. Leider stimmte an dieser Stelle das Topo abermals nicht ganz und die vermeintliche 5+-Stelle war eine ausgewachsene 7-. Die folgende Länge – laut Führer die angeblich schönste im ganzen Tal in diesem Grad – empfand ich wenig schön, dafür umso schwerer. Seltsames Herumgewackel mit Haken, die teilweise wohl eher für Große platziert waren. Aber immerhin klappe hier der saubere Durchstieg und nach oben raus wurde sie tatsächlich immer schöner. Die letzte Seillänge war dann nur noch leichtes Rausgelaufe, das mit einem wunderschönen Panorama belohnt wurde. Das herrliche Abendlicht tauchte all die Allgäuer Gipfel in sanftes Rot, während wir zur Abseilpiste querten und um kurz nach Acht wieder am Einstieg standen.

Bloggertreffen auf dem Gimpelhaus

Das Feierabendbierchen in Gesellschaft der Bloggerkollegen von Abenteuersüchtig.de, mit denen wir uns hier auf dem Gimpelhaus verabredet hatten, schmeckte natürlich großartig und sorgte für so viel Flow beim Runterjoggen bei Vollmond. Sportliche 20 Minuten später standen vor unseren Autos.

Fazit:

Downhill. In 20 Minuten vom Gimpelhaus am Parkplatz, samt Seilen und Zeug ist das durchaus sportlich.Naja. Eine herrliche Schlüssellänge, aber alles andere empfand ich eher als mittelmäßig. Dass die vorletzte Länge eine der schönsten im Tal sein soll, würde ich so nicht unterschreiben. Aber womöglich bin auch auch einfach ein Fan von steilen Wänden und richtigen Griffen 😉

Anmerkungen zum etwas irreführenden Topo von Panico:

Die zweite Seillänge zieht nach rechts, nicht wie im Topo verzeichnet, nach links. Und in der Seillänge nach der Crux ist die 7- -Stelle nicht nach, sondern vor dem Überhang.

In der seltsamen zweiten Seillänge. Nach der Crux. Leider hat hier das Panico-Topo nicht wirklich gestimmt... Wieder unten.

 

Momente: Tofana im Regen (Pacchia, Tofana Castelletto, 7+)

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Zugegeben. Wir hatten getrödelt. Erst ausgiebig Kaffee getrunken, Führer durchstöbert, noch einen Kaffee…. Unser eigentliches Vorhaben war nach den nächtlichen, stundenlangen Gewittern nass, wir waren etwas unentschlossen. Plötzlich hielt ein Bus neben uns, Freunde stiegen aus. Nochmal ausgiebiges Quatschen. Irgendwann gegen Mittag standen wir dann an einem Nebengipfel der berühmten Tofana, das Wetter noch verhältnismäßig gut. Es würde nicht so bleiben, das wussten wir.

Es wird schon dunkler...Als ich am dritten Stand ankam, donnerte es entfernt. Während er durch die Schlüssellänge cruiste, wurde es dunkler. Erste Tropfen, als ich über das Dach hinaus war. Einsetzender Hagel, während ich mich in den Stand setzte. Es dauerte keine Minute, bis die Klamotten komplett durchnässt waren. Wir saßen innerhalb weniger Momente mitten in einem kleinen Wasserfall.

Pitschnass…

Er seilte als erster ab, ich bekam einen Knoten nicht auf, die Finger immer kälter, das Wasser bereits überall. Spritzende Seile, prassender Regen, immerhin kein Hagel mehr. Nach zweimal Abseilen standen wir am Einstieg, wo die Rucksäcke ebenfalls eine ausgiebige Dusche nahmen. Pitschnass in alte Kriegsverstecke. Dunkle, mufflige Höhlen mit kleinen Fenstern. Wie viele Männer in unserem Alter wurden von hier aus wohl getötet? Wie war es hier den Winter erleben zu müssen? Wir hatten eine Garnitur trockener Klamotten unten im Auto, keine halbe Stunde entfernt. Uns ging es gut, wir hatten trotz gewachsener Schwimmhäute gute Stimmung und konnten lachen.

In der dritten Länge der Pacchia an der Tofana Castalletto…und doch zufrieden

Das Gewitter verzog sich, wurde von einem anderen abgelöst. Irgendwann machten wir uns auf ins Tal. Die Hardshell-Jacken eher aus Gewohnheit übergezogen, nass war ohnehin alles. Zahllose Pfützen später saßen wir zwar einigermaßen durchweicht, aber mit trockenen Klamotten im Auto. Dampfender Kaffee. Schokolade. Draußen das Prasseln des Regens. Schön, dass unser Leben so angenehm ist.

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